Erneut kann das Museum für Kommunikation ein Rekordergebnis ausweisen: 115‘664 Besucherinnen und Besucher sehen unsere Ausstellungen im 2019. Damit ist es uns gelungen, die Besucherzahl innerhalb von 20 Jahren zu verdreifachen.
Der Hintergrund dazu sind die ausgezeichneten Eigenproduktionen. Wir dürfen 2019 gleich mehrere Auszeichnungen in Empfang nehmen. Der absolute Höhepunkt ist die Verleihung des Museumspreises des Europarates in Strasbourg. An der feierlichen Übergabe im Stadtpalais loben der Stadtpräsident von Strasbourg, Roland Ries, die Vorsitzende des Europäischen Museumsforum, Jette Sandahl, die Präsidentin des Europarates, Liliane Maury Pasquier, und der Berner Stadtpräsident, Alec von Graffenried, die Arbeit des Museums. Es ist einer der zwei wichtigsten Museumspreise des Kontinents und wir dürfen ihn als erst drittes Museum in die Schweiz holen. Die Stadt Bern dankt es dem Museum für Kommunikation nach der Rückkehr mit einem offiziellen Empfang im Erlacherhof.
Besonders freuen wir uns auch darüber, dass unsere gewagte Wechselausstellung Sounds of Silence gleich sechs Auszeichnungen einheimst. Ein einmaliges Jahr, das uns nochmals motiviert für die Zukunft!
Im Vergleich zum Vorjahr und vor allem zu den Jahren vor der Gesamterneuerung steigen die Besucherzahlen nochmals markant an. In den Jahren 2016 und 2017 hat das Museum wegen Umbauarbeiten nur teilweise geöffnet. Die schattierte Fläche kennzeichnet eine Hochrechnung auf Basis der Vorjahre.
Auch nach bald drei Jahren Laufzeit erfreut sich die rund 2’000 Quadratmeter grosse Kernausstellung weiterhin grosser Beliebtheit. Kommunikation ist und bleibt ein Thema, das bewegt. Die Auszeichnung mit dem 2019 Council of Europe Museum Prize bestätigt das eindrücklich. Im Rahmen vom dynamischen Kuratieren werden regelmässig einzelne Teile der Kernausstellung ersetzt, so dass die Aktualität gewährleistet bleibt. Zudem setzen wir ein Zeichen für ein inklusives Museum: Mit dem Abschluss eines Vertrages mit dem Label Kultur Inklusiv intensivieren wir unsere Anstrengungen, um unsere Arbeit möglichst vielen Menschen gleichberechtigt zugänglich zu machen.
Auch wenn mir mit der Kernausstellung die analogen Stärken eines Museums unter Beweis gestellt haben, geht die Digitalisierung nicht spurlos an uns und der Museumswelt vorbei. 2019 haben wir deshalb eine digitale Strategie erarbeitet. Sie ist mit den drei Ambitionen digitale Präsenz, Kultur der Teilhabe und kulturelles Gedächtnis in Workshops mit Vertretern aus allen Bereichen gereift. Die Strategie ist die Basis, dass das Museum für Kommunikation auch im Digitalen erfolgreich sein kann. Erste Projekte – wie etwa Sounds of Silence als Virtual Reality – stossen beim digitalen Publikum auf grosses Interesse.
Im Sommer 2019 geht Sounds of Silence – Eine Ausstellung zu Stille (9.11.2018-7.7.2019) zu Ende. Die erste grosse Wechselausstellung nach der Neueröffnung trifft mit dem Thema und der Umsetzung den Nerv der Zeit. Die Besucherfeedbacks sind überwältigend und die Ausstellung schlägt auch beim systematisch erhobenen Besucherfeedback alle Rekorde. Sounds of Silence gewinnt gleich sechs internationale Preise – zwei für die gesamte Ausstellung (iF Design Award for Interior Architecture, Gold Brandex Award for the Best Thematic Exhibition), einen für die Klanglandschaft (International Sound Award 2019 in der Kategorie Soundscapes and Ambient Sound), einen für die Szenografie (Bronze-Medaille für Gute Gestaltung des Deutschen Designer Clubs) und zwei für das Plakat (100 besten Plakate und German Design Award).
Im November 2019 eröffnen wir Schweinehunde und Spielverderber – Die Ausstellung zu Hemmungen (15.11.2019-19.7.2020). Das ungewohnte Ausstellungsthema bietet den Besuchenden ein überraschendes Erlebnis und konfrontiert mit den eigenen Hemmungen. Die Ausstellung geht so der individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung dieser treuen, manchmal lästigen Erscheinung auf den Grund. Wir zeigen, wie subtil und nachhaltig Hemmungen uns und die Art, wie wir miteinander umgehen, beeinflussen. Das Publikum ist aktiver Teil der Inszenierung, erlebt das Ausstellungsthema unmittelbar und kann so die eigenen Verhaltensweisen und die gesellschaftlichen Zusammenhänge praxisnah reflektieren.
Das Museum einmal nur für sich zu haben, ist ein exklusives Vergnügen, das in Erinnerung bleibt. Diese dankbare Umgebung für Firmen- und Privatanlässe wird regelmässig genutzt. Mit dem 2018 erneuerten Eventkonzept hat sich das Museum dem Markt angepasst und damit im 2019 mehr Umsatz erzielt als in den Jahren vor der Erneuerung. Die diversen gelungenen Anlässe im Museum haben beim Museumsteam und den Gästen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Abgerundet wird das Museumsjahr mit Gezeichnet 2019 – Die besten Schweizer Pressezeichnungen des Jahres (13.12.2019-9.2.2020). Bereits zum fünften Mal sind die wichtigsten Schweizer Pressezeichner und -zeichnerinnen im Museum für Kommunikation mit ihrer humorvollen Ausstellung zu Gast. Im begehbaren Jahresrückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Diskussionen der vergangenen zwölf Monate wird, trotz den teilweise ernsten Themen, auch mal herzlich laut gelacht.
Insgesamt sind 2019 so viele Schulklassen wie noch nie zuvor im Museum für Kommunikation zu Besuch: 1‘301 Schulklassen profitieren von unseren Inhalten (2018: 1‘228). Viele Schulklassen ohne Führung oder Workshop nutzen unsere didaktischen Materialien. Und sie nutzen vor allem die Möglichkeit des Austauschs mit den Kommunikatorinnen. Bei den verkauften Führungen verzeichnen wir einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (2019: 433 / 2018: 483), weil wir in der Wechselausstellung Sounds of Silence keine Führungen anbieten. Insgesamt besuchen 685 Gruppen einen geführten Anlass. Durch die permanente Anwesenheit der Kommunikatorinnen fällt das Angebot öffentlicher Führungen weg. Alle Besuchenden, die spontan eine Führung möchten, erhalten bei uns individuelle Betreuung während der gesamten Öffnungszeit.
Unsere Spezialität – der direkte Dialog über die gastgebenden Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in der Ausstellung – haben wir in der Berner Formel «E3 = P x M» zusammengefasst. Diese Formel stösst auf breites internationales Interesse – Museen und Institutionen aus mehreren Ländern haben sich das Konzept bereits vor Ort angesehen. Die Museumsakademie Joanneum Graz (A) führt deshalb auch das zweitägige Seminar «Museumsaufsicht innovativ? Konzepte für die Kontaktzone» in unserem Museum durch. Im Zentrum steht dabei das Konzept der Berner Formel.
Das Museum besitzt nicht nur rund drei Millionen Briefmarken und 50’000 Objekte, sondern auch eine umfangreiche Fotosammlung mit nationaler Bedeutung. 2019 lancieren wir das grosse, langfristige Fotoprojekt ODIL (Out of the Dark, Into the Light) zur Erhaltung und Vermittlung unserer Fotobestände. In maximal zehn Jahren werden wir rund 500‘000 Bilder bearbeiten und zu grossen Teilen digital der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Auch wenn das Fotogrossprojekt sehr ressourcenintensiv ist, erzielen wir gute Fortschritte in der Konservierung und Erschliessung der anderen Sammlungsbereiche. In der Film- und Videosammlung setzen wir mit Unterstützung von Memoriav die digitale Sicherung von gefährdeten Farb- und Nitratfilmen fort. Die Filme sichern wir in Zusammenarbeit mit dem PTT-Archiv im Projekt digitale Langzeitarchivierung.
In den Objektsammlungen an den Standorten Depot Schwarzenburg und Helvetiastrasse Bern konzentrieren wir uns auf die Retroerschliessung von schwach dokumentierten Beständen. Dabei vertiefen wir unser Wissen über die Bestände und ersetzen ungenügende Objektfotos mit dem Ziel, den Online-Katalog zu optimieren. Die inhaltliche Erschliessung der Sammlungen verbessern wir weiter. Unsere Sammlungsdatenbank umfasst nun insgesamt über 160‘000 Einträge. Davon sind über 123‘000 Objekte im Online-Katalog recherchierbar. Damit sind der weitaus grösste Teil der Objekte der Sammlungen und etwas über 10% der Fotosammlung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Unsere Sammlungen sind ausserdem über zwei weitere Kanäle auffindbar: über das von uns mitinitiierte nationale Online-Portal museums-online und über die Datenbank Memobase von Memoriav, wo auch unser Film- und Videobestand erfasst ist.
Der Bereich Sammlungen unterstützt 2019 wiederum zahlreiche Institutionen und Interessierte mit Leihgaben und Informationen. Die Nachfrage steigt weiter an: Insgesamt haben wir 498 Anfragen bearbeitet (Vorjahr: 473). Der Anteil der Anfragen für Bildrecherchen sowie für die Ausleihe von Abbildungen und historischen Filmen beträgt rund 60%. Die restlichen 40% der Anfragen betreffen fachliche Auskünfte. Erfreulich entwickelt sich die Benutzung des Online-Katalogs: 2019 dürfen wir 14‘339 Visits (Vorjahr: 11‘721) verzeichnen.
Das hauseigene Café Pavillon ist der ideale Ort für einen gemütlichen Imbiss, ein Kaffeegespräch oder ein schmackhaftes Mittagessen. Dank der frischen und regionalen Küche erfreut es sich grosser Beliebtheit. Insgesamt begrüssen wir 2019 rund 54‘000 Gäste im Café. Am Mittag ist das Café Pavillon regelmässig ausgebucht. Das Team unter der Leitung von Kim Giraldo holt aus der beschränkten Infrastruktur des Fahrnisbaus im Regelbetrieb und bei Apéros das Maximum heraus. Auch dank dem Besucherrekord des Museums erwirtschaftet das Café-Team den höchsten je erreichten Jahresumsatz.
In unserem Museumsshop setzen wir stark auf Produkte mit engem Museumsbezug – so etabliert er sich als beliebte Geschenkboutique. Dank der laufenden Weiterentwicklung des Angebotes und einem Fokus auf eigenständige Produkte erreicht das Team um Cécile Hoby erneut einen Umsatz über den Erwartungen.
Im digitalen Raum wird das Museum über die Website immer öfter besucht. Auf www.mfk.ch verzeichnen wir 2019 insgesamt 200‘814 Visits (Vorjahr: 149‘964). Hier erreicht das Museum auch viele neue Personen (83% der Visits sind neue Websitebesucher).
Auch in den sozialen Medien erreicht das Museum konstant ein grosses Publikum – beispielsweise auf Facebook im Durchschnitt monatlich rund 14‘000 Personen und auch auf Instagram, wo wir ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen können.
Der erneute Besucherrekord bringt erfreulich hohe Einnahmen aus Eintritten (+19% zum Vorjahr), die auch deutlich besser ausfallen als budgetiert (+34%). Der Publikumserfolg schlägt sich in den übrigen Einnahmen positiv nieder: Insgesamt liegen die Eigeneinnahmen deutlich über dem Budget (+29%). Die Einnahmen aus Eintritten steigen gegenüber dem Vorjahr dank dem Rekordergebnis um 19%. Wir steigern die Einnahmen aus Vermietungen (+15%) und das Café Pavillon (+15%) übertrifft das gute Ergebnis aus dem Vorjahr nochmals deutlich. Die stärkeren Frequenzen und Umsätze führen umgekehrt allerdings auch zu einem höheren Aufwand. Da der Mehraufwand nicht im gleichen Masse zunimmt, steigt der Deckungsbeitrag auf 24.4% (2018: 22.8%, 2017: 15.2%,). Vor der Gesamterneuerung (2016) lag der Deckungsbeitrag zwischen um 18% bis 19%.
Aufwand | 6‘705‘864 | |
---|---|---|
Personal | 3‘246‘033 | |
Liegenschaften | 565‘714 | |
Betrieb, Verwaltung, Versicherungen, Unterhalt Dauerausstellung | 318‘526 | |
Digitale Projekte | 34‘239 | |
Ankäufe | 0 | |
Konservierung/Erschliessung | 219‘503 | |
Wechselausstellungen | 562‘283 | |
Marketing und PR (inkl. Wechselausstellungen) | 702‘689 | |
Bildung & Vermittlung | 191‘912 | |
Publikationen | 0 | |
Bibliothek | 6‘264 | |
Rückstellungen: Dauerausstellungen, Ankäufe, Gebäudeunterhalt, EDV | 798‘000 | |
Stiftung | 60‘701 | |
Ertrag | 6‘705‘864 | |
Museumsbetrieb (Einnahmen und Finanzerträge) | 1‘534‘897 | |
Beiträge Dritter | 100‘000 | |
Beiträge Stifterinnen | 5‘070‘967 | |
Abschluss | 0 |