Nach zwei Jahren mit stetig steigenden Besuchszahlen ist es in unserem Museum vorerst vorbei mit Besucherrekorden: 54’981 Besuchende können wir im Coronajahr 2020 empfangen. Das ist rund die Hälfte der Vorjahre. Die mehrmonatige Schliessung und die weiteren Einschränkungen auf Grund des Coronavirus’ wirken sich deutlich auf die Besuchszahlen aus. Die Museumstüren sind mehr als vier Monate auf behördliche Anordnung ganz geschlossen – dies ausgerechnet in den besucherstarken Monaten März, November und Dezember. Verschiedene Ausstellungen und Begleitveranstaltungen verschieben wir deshalb, sagen sie ab oder verlegen sie in den digitalen Raum.
Dank verschiedenen innovativen Ansätzen gelingt es uns, in diesem turbulenten Jahr dennoch mit unserem Publikum im Kontakt zu bleiben. Im Frühjahr geben 35 interaktive Live-Streams Einblicke ins Museum, im November tragen die Mitarbeitenden die Museumsinhalte mit dem Frischluftmuseum nach draussen und die Vernissage von Gezeichnet 2020 streamen wir im Dezember erfolgreich live. Auch der virtuelle Rundgang durch Gezeichnet 2020 ist mit rund 15’000 Klicks sehr erfolgreich. Die Krise schafft auch Gelegenheiten zum Ausprobieren und Neuerfinden. Das Museum für Kommunikation nutzt sie. Mit Kreativität, Engagement und Sparmassnahmen gelingt es dem Museumsteam, die Herausforderungen des Jahres einigermassen zu umschiffen und grösseren Schaden abzuwenden.
Nach zwei Rekordjahren gehen die Besuchszahlen 2020 um rund die Hälfte zurück. Wir empfangen 54’981 Besuchende. Die Einschränkungen der Pandemie mit vier Monaten Museumsschliessung wirken sich hier stark aus (2019: 115’664 / 2018: 104’907).
In den Jahren 2016 und 2017 hat das Museum wegen Umbauarbeiten nur teilweise geöffnet. Die schattierte Fläche kennzeichnet eine Hochrechnung auf Basis der Vorjahre.
Auch nach bald drei Jahren Laufzeit erfreut sich die Kernausstellung grosser Beliebtheit. Dies zeigen trotz Corona-Einschränkungen die Besucherzahlen und die Feedbacks von Besuchenden.
Die digitale Strategie setzen wir um. Sie erhält durch die Schliessung neue Wichtigkeit und ist Treiber für die digitale Transformation in allen Bereichen. Das Tor des digitalen Museums wird mit Projekten der kulturellen Teilhabe und der digitalen Präsenz mit dem realen Museum verknüpft. Wir erschliessen so neue Besuchergruppen. Die Brücke zwischen analog und digital schlagen wir erfolgreich mit Live-Streams oder der kulturellen Teilhabe-Installation MyMuseum. Mit ihrer Hilfe suchen wir im Museum, aber auch auf dem Internet nach Objekten und Geschichten. Von sogenannten Crowdsourcing- und Citizen Science-Versuchen versprechen wir uns ganz neue Impulse.
Im Juli 2020 geht Schweinehunde und Spielverderber – Die Ausstellung über Hemmungen zu Ende. Die zweite grosse Wechselausstellung nach der Neueröffnung trifft mit dem Thema und der Umsetzung den Nerv der Zeit. Die Besucherfeedbacks sind überwältigend und die Ausstellung übertrifft trotz früherer Schliessung die anvisierten 30’000 Besuchenden.
Am 6. November können wir SUPER – Die zweite Schöpfung wegen der Covid-Pandemie leider nicht planmässig eröffnen. Wir eröffnen erst im Dezember – jedoch nur für eine Woche, bis alle Museen wieder schliessen müssen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit aktuellen Themen: Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung verschaffen uns heute nie dagewesene Möglichkeiten der Selbstoptimierung und Neuerfindungen. Das Tempo dieser Entwicklungen ist beispiellos in der Geschichte der Menschheit. Diese dynamischen Technologien treffen auf eine Gesellschaft, die in grossen Teilen nur bruchstückhaft über die modernen Werkzeuge informiert ist. Mit einem neuen Vermittlungsformat lanciert das Museum eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema. Schauspielende sind integraler Bestandteil der Inszenierung. Super – Die zweite Schöpfung ist ein Experiment, das die Stärken von Theater und Ausstellung kombiniert. Die Ausstellung können wir dem Publikum erst im März 2021 wieder zugänglich machen.
Das Museum einmal nur für sich zu haben ist ein exklusives Vergnügen, das in Erinnerung bleibt. Die Einschränkungen rund um die Pandemie führen 2020 aber zu einer Absage der meisten Events im Museum. Der Umsatz geht hier im Vergleich zum Vorjahr um fast 70% zurück.
Abgerundet wird das Jahr von einer kleineren Ausstellung. Mit Gezeichnet 2020 sind zum sechsten Mal die wichtigsten Schweizer Pressezeichner und -zeichnerinnen im Museum für Kommunikation zu Gast. Gezeichnet fällt vollumfänglich in die Museumsschliessung während der zweiten Corona-Welle. Wir verlegen diesen Jahresrückblick kurzfristig in den digitalen Raum und blicken per 360-Grad-Rundgang auf die wichtigsten Ereignisse und Diskussionen der vergangenen zwölf Monate zurück.
Insgesamt sind 2020 so wenig Schulklassen wie noch nie in den letzten 25 Jahren im Museum für Kommunikation zu Besuch: 695 Schulklassen profitieren von unseren Inhalten (2019: 1’301). Schulklassen ohne Führung oder Workshop nutzen die didaktischen Materialien. Insgesamt besuchen 298 Gruppen einen geführten Anlass (2019: 685).
Die Pandemie schränkt die Schulbesuche im Mai und Juni wie auch im November und Dezember ein. Zum Vergleich: 2019 besuchen Mai/Juni 383 Schulklassen das Museum, 2020 sind es in der gleichen Periode 63 Schulklassen.
Während des ersten Lockdowns konzipieren und produzieren die Kommunikatorinnen in Kooperation mit Marketing und Kuratoren insgesamt 35 Live-Streams. Im November lancieren wir das sogenannte Frischluftmuseum: Kommunikatorinnen suchen den Dialog mit Menschen auf der Strasse.
Die Berner Formel «E3 = P x M» vereint das didaktische Prinzip «Erlebnis x Erfahrung x Erkenntnis» mit dem Alleinstellungsmerkmal der direkten personalen Vermittlung der Kommunikatoren (Publikum multipliziert mit dem Museum). Diese Formel stösst immer mehr auf breites internationales Interesse. Diverse Workshops, Seminare, Beratungen und Vorträge rund um die Berner Formel werden durchgeführt. Die Publikation «K» ist neu auch digital vorhanden.
Die umfangreiche Fotosammlung steht seit 2019 und für die kommenden Jahre im Fokus unserer Anstrengungen. Im Fotoprojekt ODIL (Out of the Dark, Into the Light) bearbeiten wir bis 2029 rund 500’000 Fotoobjekte und machen davon einen grossen Teil der Öffentlichkeit online zugänglich. Damit erhalten wir unsere Fotobestände langfristig und vermitteln sie über partizipative Projekte. Bis Ende Jahr schliessen wir die Bearbeitung von 15 Beständen ab und bearbeiten insgesamt über 31’000 Objekte. Obwohl das Projekt ODIL viele Ressourcen bindet, erzielen wir gute Fortschritte in der Konservierung und Erschliessung der Film- und Videosammlung sowie der Plakatsammlung. Im Bereich digitale Langzeitarchivierung beschäftigt uns das Projekt zur Integration von Filmen. Ausserdem starten wir mit der Integration von Plakat- und Fotobeständen.
In den Objektsammlungen an den Standorten Depot Schwarzenburg und Helvetiastrasse Bern legen wir den Fokus weiterhin auf die Erschliessung und Sammlungspflege. Im Zuge von Umlagerungsarbeiten kontrollieren wir das Inventar, die Standorte und vertiefen die Erschliessung einzelner Bestän¬de. Insgesamt fotografieren wir über 850 Objekte neu und verbessern die Dokumentation. Gleichzeitig optimieren wir die Lagerung und gewinnen einen Überblick über den Zustand der Objekte.
Unsere Sammlungsdatenbank umfasst nun insgesamt rund 170’000 Einträge. Davon sind mehr als 124’000 Objekte im Online-Katalog recherchierbar. Damit sind der weitaus grösste Teil der Objekte der Sammlungen und etwas über 10% der Fotosammlung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Unsere Sammlungen sind ausserdem über zwei weitere Kanäle auffindbar. Einmal über das vom Museum für Kommunikation mitinitiierte nationale Online-Portal museums-online, welches die gleichzeitige Suche über mehrere schweizerische Museumssammlungen erlaubt. Andererseits ist der Film- und Videobestand über die Datenbank Memobase von Memoriav einsehbar.
Der Bereich Sammlungen unterstützt 2020 wiederum zahlreiche Institutionen und Interessierte mit Leihgaben und Informationen. Die Nachfrage nach Informationen bewegt sich auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Insgesamt haben wir 486 Anfragen bearbeitet (Vorjahr: 498). Der Anteil der Bildrecherchen und -ausleihen ist weiterhin sehr hoch und beträgt wie in den Vorjahren etwa 60%. Die restlichen 40% der Anfragen betreffen fachliche Auskünfte. Rege genutzt wird unser Online-Katalog, die Visits haben sich innert Jahresfrist auf über 44’000 verdreifacht.
Unser Café Pavillon gilt als Geheimtipp im Quartier und wird auch von den Museumsbesuchenden sehr geschätzt für einen gemütlichen Imbiss, ein Kaffeegespräch oder ein schmackhaftes Mittagessen. Die frische und regionale Küche erfreut sich grosser Beliebtheit. Insgesamt begrüssen wir 2020 rund 30’000 Gäste im Café (2019: 54’000). Das Café kann teilweise trotz Museumsschliessung öffnen, verzeichnet aber deutlich weniger Besuchende auf Grund der Pandemie-Einschränkungen wie Home-Office und Kapazitätsbeschränkungen beim Museum. Der Umsatz pro Cafébesucher kann erfreulicherweise auch in diesem herausfordernden Jahr konstant gehalten werden. Dies trotz weniger Apéro-Buchungen und reduzierten Öffnungszeiten.
Unser Museumsshop ist etabliert mit seinen Produkten mit engem Museumsbezug und als Geschenkboutique. Anfang 2020 investieren wir in die Produktepräsentation und schaffen Fläche für zusätzliche Produkte. Weiterhin legen wir Wert auf ein eigenständiges Angebot mit besonderen Produkten. Dank dieser konstanten Weiterentwicklung steigt der Shop-Umsatz pro Besucherin und Besucher 2020 an. Unter dem Strich zeigt sich aber auch hier ein Umsatzrückgang auf Grund der tieferen Besuchszahlen.
Unser Museum arbeitet aktiv an der Idee eines Museumsquartiers Bern (MQB) mit. Die Kulturinstitutionen eingangs Kirchenfeld erkennen die Chancen eines gemeinsamen Museumsquartiers und treiben die Idee in den letzten Monaten 2020 zu einer gemeinsamen Vision mit einer Strategie und Handlungsfeldern voran. In einer 4-jährigen Aufbauphase (2021–2024) soll das Projekt vom Verein MQB entwickelt und erprobt werden. Vorderhand sind noch keine festen baulichen Massnahmen vorgesehen – mit Ausnahme der Öffnung und Bespielung der «Museumsbrache», der Freifläche zwischen den Museen an der Helvetia- und Bernastrasse. Mit Abschluss der laufenden Projektphase Mitte 2021 wird die Verantwortung des Projekts auf den Verein MQB übergehen.
Die Ausstellung Death and Birth in My Life – Ein Langzeitprojekt von Mats Staub planen wir eigentlich von April bis Juni 2020. Wegen Corona kann sie aber weder im Frühsommer noch am Verschiebungstermin Ende Herbst gezeigt werden. Sie soll 2021 nochmals eine Chance erhalten.
Im digitalen Raum geht die Präsenz des Museums dank fortlaufender Aktivitäten nur in geringem Masse zurück. Unsere Website www.mfk.ch verzeichnet 2020 insgesamt 179’823 Visits (2019: 200’814 / 2018: 149’964). Hier erreicht das Museum auch viele neue Personen: 84% der Visits sind neue Websitebesucherinnen. Auch in den sozialen Medien erreichen wir konstant ein grosses Publikum – beispielsweise auf Facebook im Durchschnitt monatlich rund 20’000 Personen (28-Days Total Reach im Durchschnitt 2020: 20’970 / 2019: 14’027) – und auf Instagram, wo wir ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen können.
Der pandemiebedingt starke Rückgang bei den Eintritten (-52%) lässt die Einnahmen markant sinken (-45%), womit sie 39% unter dem Budget liegen. Dieser Rückgang schlägt sich auch in den übrigen Einnahmen negativ nieder. Somit liegen die Eigeneinnahmen deutlich unter Budget (-38%). Starke Mindereinnahmen verzeichnen auch das Café Pavillon (-45%), der Museumsshop (-40%) und die Vermietungen (-69%). Die schwächeren Frequenzen und tieferen Umsätze lassen sich durch Unterstützungsbeiträge und Minderausgaben nicht vollumfänglich kompensieren. Folglich sinkt der Deckungsbeitrag auf 18.8% (2019: 24.4%, 2018: 22.8%).
Aufwand | 6’445’426 | |
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Personal | 3’245’853 | |
Liegenschaften | 536’126 | |
Betrieb, Verwaltung, Versicherungen, Unterhalt Dauerausstellung | 281’404 | |
Ankäufe | 0 | |
Konservierung/Erschliessung | 44’810 | |
Wechselausstellungen | 641’100 | |
Marketing und PR (inkl. Wechselausstellungen) | 500’339 | |
Bildung & Vermittlung | 192’047 | |
Bibliothek | 4’190 | |
Rückstellungen: Dauerausstellungen, Ankäufe, Gebäudeunterhalt, EDV | 939’281 | |
Stiftung | 60’276 | |
Ertrag | 6’414’515 | |
Museumsbetrieb (Einnahmen und Finanzerträge) | 1’114’515 | |
Beiträge Dritter | 100‘000 | |
Beiträge Stifterinnen | 5’200’000 | |
Abschluss | -30’911 |