Corona prägt auch das Museumsjahr 2021 deutlich: Unser Haus ist zwei Monate geschlossen, arbeitet einen Monat mit begrenzten Besuchszahlen und die Museumsnacht wird nur in Minimalversion durchgeführt. Trotzdem empfangen wir in den zwölf Monaten erfreuliche 80’602 Besuchende. Das ist noch immer weniger als vor Corona, aber rund 25’000 mehr als im sehr schwierigen Vorjahr. Angesichts der Einschränkungen ein gutes Ergebnis.
Inhaltlich ist in den ersten beiden Monaten des Jahres auf Grund der Museumsschliessung nochmals Kreativität gefragt. Mit der digitalen Version von Gezeichnet 2020 und handgeschriebenen Postkarten an Menschen im Quartier erzählen wir Geschichten und bleiben im Kontakt. Nach der ersehnten Wiedereröffnung ist das Museum bald wieder gut besucht. Im Sommer verzeichnen wir – auch dank dem trüben Wetter – sogar Rekordwerte. In den letzten Monaten des Jahres kommt dann die Trendwende zu tieferen Besuchszahlen. Die abnehmende News-Wirkung der verlängerten Wechselausstellung SUPER – Die zweite Schöpfung und die steigenden Corona-Fallzahlen dämpfen den Publikumsandrang.
Nach dem drastischen Rückgang im ersten Coronajahr (4 ½ Monate geschlossen) steigen die Besuchszahlen 2021 wieder deutlich an. Wir empfangen 80’602 Besuchende. Die Einschränkungen der Pandemie – zwei Monate geschlossen, ein Monat mit begrenzten Besuchszahlen – wirken sich aber noch immer sichtbar aus (2020: 54’981 / 2019: 115’664).
In den Jahren 2016 und 2017 hat das Museum wegen Umbauarbeiten nur teilweise geöffnet.
Mehr als vier Jahre ist unserer Kernausstellung mittlerweile offen und sie erfreut sich weiterhin grosser Beliebtheit. Dies zeigen trotz Corona-Einschränkungen die Besuchszahlen und die Feedbacks von Besuchenden. Dazu trägt auch das dynamische Kuratieren bei. Regelmässig ersetzen wir Teile der Ausstellung und halten sie so aktuell. Bereits ab Ende 2021 integrieren wir in der Zone Mémoire eine zusätzliche Vitrine zu Corona. Briefe an die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga zum Thema Covid 19 stehen im Fokus dieses Beitrags zur kollektiven Erinnerung.
Unsere digitale Strategie dient als wichtige Leitlinie in der Umsetzung und Steuerung aller digitalen Projekte. Die Digitalisierung erhält durch die Pandemie neue Wichtigkeit und ist Treiber für die digitale Transformation, die wir in allen Bereichen weiter anpacken: Eine neue Website als Hub im digitalen Raum, digitale Prozesse in der Administration sowie fortschreitende Digitalisierung der Sammlungs- und Archivbestände setzen wir um. Parallel dazu entstehen die Konzepte für ein hybrides Museum und ein Pionierprojekt aus dem PTT-Archiv für einen digitalen Zugang zu den umfassenden Inhalten. Die Geschäftsleitung beschliesst, das Sitzungsgefäss DigiLAB zeitlich zu reduzieren und das Reporting der digitalen Projekte in der Geschäftsleitungssitzung abzuwickeln. Das Digitale wird somit in eine Linienaufgaben überführt und in Zukunft von den Bereichen umgesetzt.
Nach der einwöchigen Kurzöffnung ohne Vernissage im Dezember 2020 eröffnen wir die Ausstellung SUPER – Die zweite Schöpfung am 2. März 2021, als das Museum endlich wieder zugänglich ist. Auf Grund der verzögerten Öffnung verlängern wir die Ausstellungsdauer auf das Doppelte bis in den Juli 2022.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit hochaktuellen Themen – Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung verschaffen uns heute nie dagewesene Möglichkeiten der Selbstoptimierung und Neuerfindungen. Das Tempo dieser Entwicklungen ist beispiellos in der Geschichte der Menschheit. Diese dynamischen Technologien treffen auf eine Gesellschaft, die in grossen Teilen nur bruchstückhaft über die modernen Werkzeuge informiert ist. Mit einem neuen Vermittlungsformat lanciert das Museum eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema: Schauspielende sind integraler Bestandteil der Inszenierung. Super – Die zweite Schöpfung ist somit ein Experiment, das die Stärken von Theater und Ausstellung kombiniert.
Ein aufwändig produzierter Podcast supernova steht ab Januar 2021 auf den bekannten Podcast-Kanälen als Ergänzung zur Ausstellung bereit.
Das Museum einmal nur für sich haben, ist ein exklusives Vergnügen, das in Erinnerung bleibt. Die Einschränkungen rund um die Pandemie führen im ersten Halbjahr erneut zu Absagen von Events. Das kompensieren wir aber in der zweiten Jahreshälfte. Der Umsatz steigt im Vergleich zum Vorjahr um rund 170% an und liegt über dem Budget.
Abgerundet wird das Jahr von einer kleinen Ausstellungsperle. Mit Gezeichnet 2021 sind zum siebten Mal die wichtigsten Schweizer Pressezeichner:innen im Museum für Kommunikation zu Gast. Pressezeichnungen, das ist die Kunst, die täglichen Geschehnisse zu überzeichnen und humorvoll auf den Punkt zu bringen. Nicht selten gelingt das mit einer einzigen Zeichnung besser als mit einem ausführlichen Text. Die Ausstellung zeigt die 200 wichtigsten Zeichnungen aus Schweizer Federn und blickt humorvoll zurück auf die Herausforderungen, Absurditäten und Volten der letzten zwölf Monate.
Weil die besten Schweizer Pressezeichnungen ein begeistertes Publikum finden, verlängern wir die Ausstellung bis Ende Februar 2022.
2021 profitieren total 1’101 Schulklassen von unseren Inhalten (2020: 521). Insgesamt besuchen 589 Gruppen einen geführten Anlass (2020: 298). Während sich Erwachsene nur zögerlich für geführte Angebote anmelden, ist die Nachfrage von Schulklassen 2021 fast so hoch wie vor der Pandemie. Speziell im Juni wird das Museum regelrecht überschwemmt von Schulen. Bis Ende Jahr konzipieren wir einen Schulworkshop zum Thema Big Data und Künstliche Intelligenz, der via Liveschaltung ins Museum per Teams oder Zoom online durchgeführt wird. Für einen allfälligen nächsten Lockdown oder Besuche aus der Distanz sind wir gewappnet.
Im Museum nehmen die Kommunikator:innen ihre vielseitige Rolle als Gastgebende wahr und es gehören regelmässig auch Lernende der Post und Swisscom zum Team. Die Arbeit der Kommunikator:innen wird in der Berner Formel «E3 = P x M» zusammengefasst. Sie vereint das didaktische Prinzip «Erlebnis x Erfahrung x Erkenntnis» mit dem Alleinstellungsmerkmal der direkten personalen Vermittlung der Kommunikatoren (Publikum multipliziert mit dem Museum). Diese Formel stösst auch dieses Jahr auf breites nationales und internationales Interesse. Wir führen diverse Workshops, Seminare, Beratungen und Vorträge rund um die Berner Formel durch. Sie entwickelt sich zum Exportprodukt.
Im Fotoprojekt ODIL (Out of the Dark, Into the Light) bearbeiten wir bis 2029 rund 500’000 Fotoelemente und machen davon einen grossen Teil der Öffentlichkeit online zugänglich. Damit sichern und vermitteln wir unsere national bedeutenden Fotobestände langfristig. Wir schliessen 2021 die Bearbeitung von fünf Beständen ab und bearbeiten dabei rund 55’000 Objekte. Mit Unterstützung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) ist es uns möglich, das Projekt ODIL über partizipative Projekte einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln und vom Wissen der Crowd zu profitieren.
In einem weiteren Schwerpunkt bereiten wir planmässig die Migration unserer Sammlungsdatenbank auf das Nachfolgeprodukt desselben Anbieters vor. Operativ gehen wir mit der neuen Datenbank anfangs 2022. Obwohl diese beiden Projekte viele Ressourcen binden, erzielen wir gute Fortschritte in der Konservierung und Erschliessung der Film-, Video- und der Plakatsammlung. Mit den Plakatbeständen überführen wir erstmals grössere Bestände (ca. 6’000 Datensätze) ins digitale Langzeitarchiv.
In den Objektsammlungen an den Standorten Depot Schwarzenburg und Helvetiastrasse Bern legen wir den Fokus weiterhin auf die Erschliessung und Sammlungspflege. Im Zuge von Umlagerungsarbeiten kontrollieren wir das Inventar, die Standorte und vertiefen die Erschliessung einzelner Bestände. Insgesamt fotografieren wir über 800 Objekte neu und verbessern die Dokumentation. Gleichzeitig optimieren wir die Lagerung und gewinnen einen Überblick über den Zustand der Objekte.
Unsere Sammlungsdatenbank umfasst mittlerweile rund 174’000 Einträge, davon sind mehr als 133’000 Objekte im öffentlichen Online-Katalog recherchierbar. Der weitaus grösste Teil unserer Sammlungsobjekte und etwa 15% der Fotosammlung sind somit einer breiten Öffentlichkeit online zugänglich. Die Nutzung des online-Katalogs beträgt nach dem starken Anstieg im Vorjahr wiederum erfreulich hohe 42’234 Visits (2020: 44'490). Unsere Sammlungen sind ausserdem über zwei weitere Kanäle auffindbar: das Meta-Suchportal für Museen museums-online und die Datenbank Memobase von Memoriav.
Der Bereich Sammlungen unterstützt zudem wiederum zahlreiche Institutionen und Interessierte mit Leihgaben und Informationen. Die Nachfrage nimmt im Vergleich zu den Vorjahren nochmals deutlich zu: Insgesamt bearbeiten wir 557 Anfragen (Vorjahr: 486). Der Anteil der Bildrecherchen und -ausleihen ist hoch und beträgt wie in den Vorjahren gut 60%. Die restlichen Anfragen betreffen fachliche Auskünfte.
Unser Café Pavillon ist beliebt im Quartier und wird auch von den Museumsbesuchenden weiterhin sehr geschätzt für einen gemütlichen Imbiss, ein Kaffeegespräch oder ein schmackhaftes Mittagessen. Die frische und regionale Küche lockt insgesamt rund 27’000 Gäste ins Café (2020: 30’000 / 2019: 54’000).
Anfangs Jahr muss das Café corona-bedingt dreieinhalb Monate schliessen und kann dann in einem ersten Schritt nur die Terrasse öffnen. Erst ab Juni ist ein mehr oder weniger gewohnter Betrieb möglich, was sich stark auf Umsatz und Besuchszahlen auswirkt.
Unser Museumsshop ist etabliert mit seinen Produkten mit engem Museumsbezug und als Geschenkboutique. Wir legen Wert auf ein eigenständiges Angebot mit besonderen Produkten, deren Geschichten wir den Besuchenden erzählen – dafür haben wir 2020 mehr Platz für Produkte und eine attraktivere Präsentation geschaffen. Dank der Weiterentwicklung und einer teilweisen Erholung der Besuchszahlen steigt der Shop-Umsatz 2021 wieder an. Das Ergebnis liegt aber noch deutlich unter Vor-Corona-Zeiten.
2021 heben wir zusammen mit zehn Nachbarinstitutionen das Museumsquartier Bern aus der Taufe, gründen einen Verein und stellen die Geschäftsführerin Sally De Kunst ein. Die lange gehegte Idee nimmt damit konkrete Formen an und wird mit den Aktivitäten im Museumsgarten auch gegen aussen sichtbar.
In einem ersten Schritt zu diesem gross angelegten Veränderungsprozess rücken die Institutionen näher zusammen und lernen sich kennen. Dazu gehört auch der symbolische Akt mit dem Durchtrennen des Zauns zwischen uns, dem Naturhistorischen und dem Historischen Museum. Gartenstühle und ein Labyrinth beleben den Museumsgarten bis in den Spätherbst.
Dreimal vereitelt die Pandemie das Projekt, im vierten Anlauf eröffnen wir endlich die Ausstellung Death and Birth in My Life – Ein Langzeitprojekt von Mats Staub. Vom 1. April bis zum 30. Mai 2021 ist die Videoinstallation im Museum zu sehen. Die Installation geht die grossen Themen Geburt und Tod – Anfang und Ende – so direkt wie behutsam an und lässt viel Raum zur Reflexion.
Death and Birth in My Life gibt den bewegenden Augenblicken des Übergangs eine Tiefe und Intimität, die schwer in Worte zu fassen ist. Mit seinem eindrücklichen Langzeitprojekt gelingt Mats Staub eine berührende Begegnung mit diesen existenziellen Erfahrungen.
Im digitalen Raum nimmt die Präsenz des Museums dank fortlaufender Aktivitäten und einer Neukonzeption der Website gegenüber dem Vorjahr deutlich zu und übertrifft sogar die Werte vor Corona. Unsere Website verzeichnet insgesamt 211’715 Visits (2020: 179’823 / 2019: 200’814). Hier erreicht das Museum auch viele neue Personen: 83% der Visits sind neue Websitebesuchende.
Auch in den sozialen Medien steht das Museum mit einem grossen Publikum in Kontakt. Auf Facebook im Durchschnitt monatlich rund 13’000 Personen (28-Days Total Reach im Durchschnitt 2021: 12’928 / 2020: 20’970) und auf Instagram rund 5’000 pro Monat, wo wir ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen.
Nach dem pandemiebedingt starken Rückgang im Vorjahr nehmen die Eintritte (+47%) und die Einnahmen aus Eintritten wieder deutlich zu (+28%), liegen aber trotzdem 22% unter dem Budget. Die schwierige Situation im zweiten Pandemiejahr schlägt sich auch in den übrigen Einnahmen nieder. Insgesamt liegen die Eigeneinnahmen unter Budget (–7%). Weiterhin starke Mindereinnahmen verzeichnen das Café Pavillon (–43%) und der Museumsshop (–31%) im Vergleich zum Budget. Die Vermietungen (+167%) erholen sich gegenüber dem Vorjahr auf tiefem Niveau und übertreffen den budgetierten Betrag (+14%). Die schwächeren Frequenzen und tiefer als budgetierte Umsätze lassen sich durch Unterstützungsbeiträge und Minderausgaben etwas kompensieren. Deshalb steigt der Deckungsbeitrag wenigstens wieder auf 21.7% (2020: 18.8%, 2019: 24.4%).
Aufwand | 6’668’669 | |
---|---|---|
Personal | 3’421’786 | |
Liegenschaften | 669’046 | |
Betrieb, Verwaltung, Versicherungen, Unterhalt Dauerausstellung | 327’647 | |
Ankäufe | 0 | |
Konservierung/Erschliessung | 6’933 | |
Wechselausstellungen | 728’583 | |
Marketing und PR (inkl. Wechselausstellungen) | 544’309 | |
Bildung & Vermittlung | 205’960 | |
Bibliothek | 3’189 | |
Rückstellungen: Dauerausstellungen, Ankäufe, Gebäudeunterhalt, EDV | 704’820 | |
Stiftung | 56’396 | |
Ertrag | 6’644’074 | |
Museumsbetrieb (Einnahmen und Finanzerträge) | 1’344’074 | |
Beiträge Dritter | 100‘000 | |
Beiträge Stifterinnen | 5’200’000 | |
Abschluss | -24’595 |