Krisen gibt es 2022 mehr als genug. Auf die Energiekrise ist das Museum für Kommunikation dank langfristiger Planung und der aktuellen Ausstellung Planetopia – Raum für Weltwandel zum Klimawandel gut vorbereitet: Der Energieverbrauch des Museums liegt 30% tiefer als im Jahr 2012, die Gebäude werden mittlerweile fossilfrei betrieben, das Museumsteam hat sich an kühlere Räume und ans Treppensteigen gewöhnt. Länger als erwartet, wirkt hingegen die vermeintlich bereits abgehakte Pandemie nach. Corona-bedingt haben wir die Ausstellung SUPER – Die zweite Schöpfung um ein Jahr bis zum Juli 2022 verlängert. Das wirkt sich bremsend auf die Besuchszahlen aus. Mit insgesamt 98'969 Besuchen schliesst das Museum trotzdem ein gutes Jahr ab, vor allem dank einem starken zweiten Halbjahr. Es ist das drittbeste Ergebnis in der Museumsgeschichte – erst zweimal stand am Jahresende eine Besuchszahl von über 100'000 zu Buche.
Mit verschiedenen Projekten in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Partizipation und Diversität will das Museum für Kommunikation auch in Zukunft relevant bleiben und legt die Grundlage für eine konstante Weiterentwicklung.
Nach dem starken Rückgang in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 steigen die Besuchszahlen 2022 wieder deutlich an. Wir empfangen insgesamt 98’969 Besuchende (2021: 80'602 / 2020: 54’981) – das drittbeste Ergebnis der Museumsgeschichte. Die pandemiebedingte Verlängerung der Ausstellung SUPER führt allerdings im ersten Halbjahr 2022 zu unterdurchschnittlichen Besuchszahlen.
In den Jahren 2016 und 2017 hat das Museum wegen Umbauarbeiten mehrere Monate geschlossen.
Mehr als fünf Jahre ist unsere Kernausstellung mittlerweile offen und sie erfreut sich weiterhin grosser Beliebtheit. Dies zeigen die Besuchszahlen und die Feedbacks von Besuchenden. Dazu trägt auch das dynamische Kuratieren bei. Regelmässig ersetzen wir Teile der Ausstellung und halten sie so aktuell. 2022 fügen wir beispielsweise Inhalte zur Corona-Pandemie hinzu.
Das Digitale ist in eine Linienaufgaben überführt und wird in Zukunft von den Bereichen umgesetzt.
Der digitale Eingang und ein hybrides Erlebnis wird mit der 2023 eröffnenden Wechselausstellung NICHTS erstmalig erlebbar sein.
Im November 2022 eröffnen wir die Ausstellung Planetopia – Raum für Weltwandel. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem aktuellen Thema der ökologischen Krise. Wir sprechen über unseren Umgang mit der Umwelt und fragen, wie verantwortungsbewusstes Leben aussieht. Wir vermitteln aktuelles Fachwissen und machen komplexe Zusammenhänge verständlich. Gleichzeitig fördern wir den sachbezogenen Dialog. Mit Planetopia loten wir das Potential unseres Hauses als Plattform für den Gesellschaftsdiskurs aus.
Das Museum einmal nur für sich haben, ist ein exklusives Vergnügen, das in Erinnerung bleibt. Die Buchungen normalisieren sich wieder und so finden zahlreiche stimmungsvolle Anlässe mit Firmen und Institutionen statt. Der Umsatz liegt knapp über dem Budget.
Abgerundet wird das Jahr von einer kleinen Ausstellungsperle. Mit Gezeichnet 2022 sind zum achten Mal die wichtigsten Schweizer Pressezeichner:innen im Museum für Kommunikation zu Gast. Pressezeichnungen, das ist die Kunst, die täglichen Geschehnisse zu überzeichnen und humorvoll auf den Punkt zu bringen. Nicht selten gelingt das mit einer einzigen Zeichnung besser als mit einem ausführlichen Text. Die Ausstellung zeigt die 200 wichtigsten Zeichnungen aus Schweizer Federn und blickt humorvoll zurück auf die Herausforderungen, Absurditäten und Volten der letzten zwölf Monate.
Insgesamt besuchen 694 Gruppen einen geführten Anlass (2021: 589). Mit 1418 Schulklassen übertreffen wir den Rekord von 2019 um über 100 Klassen. Die qualitativen Feedbacks sind durchwegs gut bis sehr gut.
Im Museum nehmen die Kommunikator:innen ihre vielseitige Rolle als Gastgebende wahr und es gehören regelmässig auch Lernende von Post und Swisscom zum Team. Die Arbeit der Kommunikator:innen wird in der Berner Formel «E3 = P x M» zusammengefasst. Sie vereint das didaktische Prinzip «Erlebnis x Erfahrung x Erkenntnis» mit dem Alleinstellungsmerkmal der direkten personalen Vermittlung der Kommunikator:innen (Publikum multipliziert mit dem Museum). Diese Formel stösst auch dieses Jahr auf breites nationales und internationales Interesse. Wir führen diverse Workshops, Seminare, Beratungen und Vorträge rund um die Berner Formel durch.
Karl Kronig, seit 33 Jahren Sammlungsleiter, wird im Juni pensioniert. Als Nachfolger tritt Johannes Sauter die Stelle als Sammlungsleiter an. Johannes Sauter war zuvor am Deutschen Museum in München tätig.
Im März 2022 geht die neue Sammlungsdatenbank in Betrieb. Für eine neue öffentlich zugängliche Datenbank arbeiten wir gemeinsam mit dem PTT-Archiv intensiv am Projekt AMoS (Archiv und Museum ohne Schliesszeiten). Die Wissensplattform soll 2023 online gehen und wird neben der digitalen Zusammenführung von Sammlung, Archiv und Bibliotheken auch partizipative Elemente anbieten. Sie vernetzt das Wissen aus Sammlung und Archiv für die Forschung.
Im Fokus der Objektsammlungen an den Standorten Depot Schwarzenburg und Helvetiastrasse Bern steht weiterhin die Erschliessung und die Sammlungspflege. Durch den Umzug der grafischen Sammlung optimieren wir die Lagerungsbedingungen und aktualisieren das Inventar und die Standorte. Einzelne Bestände erschliessen wir. Für das neue Datenbanksystem überarbeiten wir das Benutzerhandbuch und schaffen so eine einheitliche und standardisierte Erschliessung und Ersterfassung.
Rund 191’000 Einträge sind Ende 2022 in unserem Datenbanksystem erfasst. Über unseren Online-Katalog sind weiterhin mehr als 133’000 Objekte recherchierbar und so der Öffentlichkeit zugänglich. Neue kommen zunächst nicht hinzu, da wir auf die neue Wissensplattform AMoS (online 2023) setzen. Unsere Sammlungen sind ausserdem über zwei weitere Kanäle auffindbar (museums-online, Memobase von Memoriav).
Ziel unseres Fotoprojekt ODIL (Out of the Dark, Into the Light) ist es, bis 2029 rund 500’000 Fotoelemente zu digitalisieren und einen grossen Teil davon der Öffentlichkeit online zugänglich zu machen. Damit sichern und vermitteln wir unsere national bedeutenden Fotobestände langfristig. Wir verbessern unsere Workflows und schliessen 2022 die Bearbeitung von drei Beständen ab. Mit Unterstützung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte erweitern wir das Projekt ODIL um partizipative Projekte, um so die Bestände einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln und gleichzeitig vom Wissen der Crowd zu profitieren.
Aus dem Bereich Sammlungen werden zahlreiche Institutionen und Interessierte mit Leihgaben und Informationen unterstützt. Die Nachfrage nach Informationen bleibt auf einem konstant hohen Niveau. Insgesamt bearbeiten wir 499 Anfragen (Vorjahr: 557). Der Anteil der Bildrecherchen und -ausleihen ist auf ca. 70% gestiegen (Vorjahr: 60%). Die restlichen Anfragen betreffen fachliche Auskünfte. Der Online-Katalog wird 2022 rund 36'000 Mal besucht (2021: 42'234).
Unser Café Pavillon ist beliebt im Quartier und wird auch von den Museumsbesuchenden sehr geschätzt für einen gemütlichen Imbiss, ein Kaffeegespräch oder ein schmackhaftes Mittagessen. Die frische und regionale Küche lockt insgesamt rund 41’000 Gäste ins Café (Coronajahr 2021: 27'000 / Coronajahr 2020: 30'000).
Unser Museumsshop ist etabliert mit seinen Produkten mit engem Museumsbezug und als nachhaltig orientierte Geschenkboutique. Wir legen Wert auf ein eigenständiges Angebot mit besonderen Produkten, deren Geschichten wir den Besuchenden erzählen. Der Shop-Umsatz steigt im Vergleich zu den Vorjahren an. Das Ergebnis liegt aber noch unter dem Rekordjahr 2019.
2022 wachsen die elf Institutionen weiter zusammen und arbeiten mit der Geschäftsstelle an drei Teilprojekten: Kohäsion, Museumsgarten sowie Räume und Architektur.
Als Grundlage für die Zusammenarbeit haben Mitarbeitende aus allen Institutionen eine Charta entwickelt. In der öffentlichen Veranstaltungsserie «Kitchen Talks» präsentieren sechs nationale und internationale Referierende ihre innovativen und inspirierenden Organisationsformen. In der Kommunikation fallen mit der neuen Website und dem gegenseitigen Crossmarketing weitere Barrieren zwischen den Institutionen und ein Projektteam erarbeitet das Konzept für ein grosses Kooperationsprojekt 2024/25. Über das ganze Jahr lernen sich die Mitarbeitenden bei informellen Formaten besser kennen – von den Stammtischen bis zum Laufteam.
Im Museumsgarten wird der Zaun definitiv und tatkräftig abgerissen. Diverse Aktionen beleben den neuen Stadtraum, etwa an der Museumsnacht, am Sommerfest oder durch Fahnenrituale und den SpielPARKplatz des SpielReviers. Das gemeinsame und langfristige Projekt «Mehr Natur» leistet einen Beitrag zur Artenvielfalt.
Im Bereich Räume und Architektur arbeitet das Museumsquartier eng mit der Stadt Bern zusammen. Eine Projektleitung für die baulichen Angelegenheiten wird gewählt. In einer Vertiefungsstudie werden bis 2023 die Raumbedürfnisse – unter anderem für Depots, Veranstaltungsräume und Gastroangebote – aufeinander abgestimmt.
Im digitalen Raum nimmt die Präsenz des Museums dank fortlaufender Aktivitäten gegenüber dem Vorjahr weiter zu. Unsere Website als Portal in der digitalen Welt verzeichnet insgesamt 226’000 Visits (2021: 212'000 / 2020: 180’000). Hier erreicht das Museum auch viele neue Personen: 82% der Visits sind neue Websitebesuchende. Der neu lancierte Blog erreicht 13'000 Visits.
Auch in den sozialen Medien erreicht das Museum 2022 ein grosses Publikum. Auf Facebook verzeichnen wir eine Reichweite von 57'000 Personen, auf Instagram 23'000 und auf Twitter 33'000.
Im Vergleich zum zweiten Pandemiejahr 2021 nehmen die Eintritte 2022 stark zu (+23%), die Einnahmen aus Eintritten steigen allerdings auf Grund vieler Schulklassen nur moderat an (+9%). Die Einnahmen liegen damit 16% unter dem Budget. Die fehlenden zahlenden Besuchenden im ersten Halbjahr (Verlängerung der Ausstellung SUPER) wirken sich auch auf die übrigen Einnahmen aus.
Insgesamt liegen die Eigeneinnahmen unter Budget (–11%). Das Café Pavillon (5% unter Budget) und der Museumsshop (22% unter Budget) erreichen auf Grund der tieferen Besuchszahlen die budgetierten Umsätze nicht. Positiv wirken sich die zahlreichen Schulklassen auf den Umsatz bei den Führungen aus (4% über Budget), auch die Raumvermietung (6% über Budget) schliesst gut ab.
Die tiefer als budgetierten Umsätze lassen sich durch gezielte Minderausgaben im zweiten Halbjahr teilweise kompensieren. Deckungsbeitrag liegt bei 21.5% (2021: 21.7%, 2020: 18.8%).
Aufwand | 6'699’763 | |
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Personal | 3’759536 | |
Liegenschaften | 505’905 | |
Betrieb, Verwaltung, Versicherungen, Unterhalt Dauerausstellung | 315’995 | |
Ankäufe | 0 | |
Konservierung/Erschliessung | -58’541 | |
Wechselausstellungen | 448’606 | |
Marketing und PR (inkl. Wechselausstellungen) | 558'729 | |
Bildung & Vermittlung | 172’383 | |
Bibliothek | 3’394 | |
Rückstellungen: Dauerausstellungen, Ankäufe, Gebäudeunterhalt, EDV | 921’269 | |
Stiftung | 72’488 | |
Ertrag | 6'640’959 | |
Museumsbetrieb (Einnahmen und Finanzerträge) | 1'340’959 | |
Beiträge Dritter | 100’000 | |
Beiträge Stifterinnen | 5’200’000 | |
Abschluss | -58’803 |