Innovativ vermittelt, ist Kultur auch nach der Pandemie hochrelevant – so gelingt dem Museum für Kommunikation 2023 ein absolutes Rekordjahr: 128'491 Besuchende sind zu Gast. Damit erhöht das Museum seine Besuche in 20 Jahren um fast 100'000 Personen. Noch 2003 stehen 33'197 Personen auf dem Jahreszähler, 2013 sind es 80’779. Der Kern dieser einmaligen Entwicklung ist der Mut, Neues auszuprobieren und Innovation zu fördern. Dazu passen die beiden ausserordentlich beliebten Ausstellungen Planetopia – Raum für Weltwandel und NICHTS hervorragend. Planetopia (bis Juli 2023) setzt neue Massstäbe im Bereich der Nachhaltigkeit (10 Tonnen CO2 im Ausstellungsaufbau eingespart) und motiviert das Museumsteam zu weiteren Energieeinsparungen (-100'000 KWH Strom im Vergleich zum Vorjahr). Die im November 2023 eröffnete Ausstellung NICHTS überrascht mit einem gewagten Thema und einer unkonventionellen Umsetzung, die erstmals eine Mixed Reality Plattform einbezieht. Damit setzt das Museum in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung neue Meilensteine.
2023 ist das Interesse am Museum für Kommunikation riesig: Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2019 liegt die Gesamtbesuchszahl 2023 mit 128'491 nochmals um fast 13'000 Besuchende höher. Damit setzen wir die starke Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte fort.
In den Jahren 2016 und 2017 hat das Museum wegen Umbauarbeiten mehrere Monate geschlossen. 2020 und 2021 führt die Corona-Pandemie dazu, dass die Museumstüren über längere Zeit geschlossen bleiben.
Seit über sechs Jahren ist unsere Kernausstellung geöffnet und erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Das zeigen die Besuchszahlen und die Rückmeldungen der Besuchenden. Das dynamische Kuratieren ist dabei wichtig: Regelmässig ersetzen wir Teile der Ausstellung oder tauschen Texte aus und halten sie so aktuell. In diesem Jahr haben wir einen besonderen Schwerpunkt auf die «diverse» Sprache gelegt.
Im Juli 2023 fällt die Entscheidung für das nächste Ausstellungsprojekt zum Thema Tanz. Nach der Pandemie, einem Projekt über die ökologische Krise und einer Ausstellung über das Nichts wenden wir uns einem Thema zu, das mit Freude und Leichtigkeit assoziiert wird und für viele Menschen zugänglich ist. Den Körper zur Musik zu bewegen ist eine besondere Form der Körpersprache und des Ausdrucks.
Nach Planetopia – Raum für Weltwandel (bis Juli 2023) eröffnen wir im November die Ausstellung NICHTS. Sie hat auch einen digitalen Eingang für die junge Generation. Die Ausstellung zeigt in einer ungewohnten Schau scheinbar Nichtiges. Die kleinen Dinge unseres Alltags, die nicht sichtbar, nicht materiell fassbar sind. Sie tauchen aus dem Nichts auf und verschwinden wieder. Wir laden unser Publikum zu einer Reise mit wunderbaren und überraschenden Begegnungen ein. Eine Reise ins Nichts. Die Ausstellung entwickelt sich zur meistbesuchten Wechselausstellung aller Zeiten.
Das Museum einmal nur für sich haben, ist ein exklusives Vergnügen, das in Erinnerung bleibt. So finden zahlreiche stimmungsvolle Anlässe mit Firmen und Institutionen statt. Weil vor allem Vermietungen im kleinen Rahmen stattfinden, liegt der Umsatz trotz hoher Anzahl Vermietungen unter dem Budget.
Abgerundet wird das Jahr durch eine kleine Wechselausstellung. Mit Gezeichnet 2023 sind zum neunten Mal die wichtigsten Schweizer Pressezeichnenden zu Gast im Museum für Kommunikation. Pressezeichnungen, das ist die Kunst, die täglichen Geschehnisse zu überzeichnen und humorvoll auf den Punkt zu bringen. Nicht selten gelingt das mit einer einzigen Zeichnung besser als mit einem ausführlichen Text. Die Ausstellung zeigt die 200 wichtigsten Zeichnungen aus Schweizer Federn und blickt humorvoll zurück auf die Herausforderungen, Absurditäten und Volten der letzten zwölf Monate.
Insgesamt besuchen 805 Gruppen einen geführten Anlass (2022: 694). Mit 1571 Schulklassen haben wir den letztjährigen Rekord deutlich übertroffen. Im Schnitt sind das über 30 Schulklassen pro Woche. Die qualitativen Feedbacks sind sehr gut.
Im Museum nehmen die Kommunikator:innen ihre vielseitige Rolle als Gastgebende wahr. Und es gehören immer auch Lernende von Post und Swisscom zum Team. Im Fokus der Arbeit der Kommunikator:innen steht der Dialog mit dem Publikum auf Augenhöhe. Die permanente Präsenz von Vermittler:innen, und der damit nicht nur im Rahmen von Gruppenführungen funktionierende mündliche Austausch mit den Gästen, ist unser Alleinstellungsmerkmal. Dieses Konzept der Museumsvermittlung stösst auf breites nationales und internationales Interesse. Wir führen diverse Workshops, Seminare, Beratungen und Vorträge rund um die sogenannte «Berner Formel» durch.
Gemeinsam mit dem PTT-Archiv bauen wir unser neues Onlineportal auf und legen dabei einen Fokus auf die Partizipation. So ziehen wir das Projekt «Ungelöst» auf das Onlineportal um und erzeugen damit auf dem Portal ein flexibel einsetzbares digitales Werkzeug für die Partizipation. Mit dem Ziel, einen Grossteil unserer Sammlungen auf dem Onlineportal bereitzustellen, erarbeiten wir mit Unterstützung einer Juristin ein Rechte-Konzept. Dieses schafft Klarheit bezüglich des aktuellen Urheberrechtsgesetzes. Gleichzeitig ermöglicht es uns einen klugen Umgang mit geschützten Werken. Wir stimmen unser Konzept mit dem Verband der Museen der Schweiz (VMS) ab und unterstützen so auch andere Museen. Parallel überarbeiten wir unsere bisherigen Vertragsvorlagen für die Sammlungen.
Erstmals in der Geschichte der Sammlungen lassen wir von jedem Titel der Kernsammlung Film eine Nutzungskopie erstellen. Diese sichten wir auf Basis eines hierfür erstellen Kriterienkatalogs. Die so geschaffene Grundlage dient unserem Schwerpunkt, die Filmsammlung so zu reduzieren, dass wir sie dauerhaft erhalten können.
Im Fokus der Objektsammlungen an den Standorten Depot Schwarzenburg und Depot Helvetiastrasse Bern steht weiterhin die Erschliessung und die Sammlungspflege. Mit mehreren Umlagerungsprojekten verbessern wir die konservatorischen Lagerungsbedingungen, erstellen neue Objektfotos und vertiefen die Erfassungen. Wir führen intensiv die Sammlungsbereinigung fort und optimieren die Depotkapazität.
Ziel unseres Fotoprojektes «ODIL» (Out of the Dark, Into the Light) ist es, bis 2029 rund 500’000 Fotoelemente zu digitalisieren und einen grossen Teil davon der Öffentlichkeit online zugänglich zu machen. Damit sichern und vermitteln wir unsere national bedeutenden Fotobestände langfristig. Wir stellen die kuratorische Triage der Fotoelemente an den Anfang des Workflows und optimieren so unseren Prozess. Im Kalenderjahr schliessen wir zehn Bestände ab.
Unser Café Pavillon ist beliebt im Quartier und wird auch von den Museumsbesuchenden sehr geschätzt für einen gemütlichen Imbiss, ein Kaffeegespräch oder ein schmackhaftes Mittagessen. Die frische und regionale Küche lockt insgesamt rund 41’000 Gäste ins Café (2022: ~41'000 / Coronajahr 2021: ~27'000).
Unser Museumsshop ist etabliert mit seinen Produkten mit engem Museumsbezug und als nachhaltig orientierte Geschenkboutique. Wir legen Wert auf ein eigenständiges Angebot mit besonderen Produkten, deren Geschichten wir den Besuchenden erzählen. Der Shop-Umsatz steigt im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an und erreicht einen neuen Höchstwert.
Im Museumsquartier Bern entdecken Neugierige Spannendes über Kultur und Gesellschaft. Elf Institutionen aus Kultur und Bildung vereinen ihre Stärken unter diesem gemeinsamen Dach. Mit über 550'000 Eintritten pro Jahr ist es eines der grössten Kulturareale der Schweiz und dank dem dialogischen und partizipativen Ansatz europaweit einzigartig. Mit seinem Museumsgarten schafft das Museumsquartier einen Treffpunkt in der Stadt, wo sich Menschen begegnen und austauschen können.
Innerhalb von zweieinhalb Jahren entsteht viel im Museumsquartier. Mit Crossmarketing stärken sich die Institutionen gegenseitig. Der Start zur Entwicklung einer gemeinsamen Dachmarke Ende 2023 ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. Verschiedene Veranstaltungen (Museumsnacht, Sommerfest, KitchenTalks, Mehr Natur!-Aktionen) und gemeinsame Angebote (Vereinsküche, Spielparkplatz, Constructive Alps) beleben den Museumsgarten als neuen Stadtraum. Die im Vorjahr aufgenommenen Arbeiten im Bereich Räume und Architektur werden 2023 weitergeführt, die Grundlagen verschiedener baulicher Vorhaben werden geklärt. Dabei ist eine enge Abstimmung mit den Bau- und Sanierungsprojekten einzelner Institutionen zentral.
Das Team des Museums für Kommunikation arbeitet im Museumsquartier intensiv mit. Sei es bei Projekten und Veranstaltungen, sei es beim Unterhalt des Aussenraums, sei es in den Arbeitsgruppen für Ausstellungen & Vermittlung oder Marketing & Kommunikation, sei es die Leitung des Vorstandsausschuss’ bis Ende 2023 durch Jacqueline Strauss.
Seit über zehn Jahren ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema im Museum für Kommunikation. Im Kontext der Ausstellung Planetopia hat das Museumsteam seine Anstrengungen hinter und vor den Kulissen aber nochmals intensiviert. Als Bilanz der letzten zehn Jahre lässt sich festhalten: Im Museumsbereich sind massive Einsparungen möglich.
Die eindrücklichste Veränderung zeigt sich beim Stromverbrauch. 2012 liegt er bei 705'000 Kilowattstunden, 2023 sind es noch 450'000 Kilowattstunden. Diese Einsparung entspricht dem Jahresverbrauch von 50 Einfamilienhäusern. Mit den Einsparungen des Museums für Kommunikation kann also ein kleines Quartier mit Strom versorgt werden. Interne Nachhaltigkeitsziele stellen nun sicher, dass dieses Engagement weitergeführt wird. Das Museum baut damit seine Vorreiterrolle im Bereich ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit weiter aus
Untersucht hat das Museum auch die Einsparungen beim Ausstellungsbau von Planetopia. Die Ausstellung wurde zu fast 90% aus wiederverwendetem Material gebaut. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Ausstellung hat das Museumsteam so 10 Tonnen CO2 eingespart.
Im digitalen Raum bleibt die Präsenz des Museums dank fortlaufender Aktivitäten weiterhin hoch. Unsere Website als Portal in der digitalen Welt verzeichnet insgesamt 220'000 User:innen (2022: 151’000). Sie verweilen durchschnittlich eine Minute und 21 Sekunden auf unserer Website und sehen sich 5.5 Seiten an. Der Blog hat sich dank vielfältigen und fachlich spannenden Beiträgen etabliert und erreicht 7'800 Views. Auch in den sozialen Medien erreicht das Museum 2023 ein grosses Publikum. Über alle Sozialen Medien folgen uns fast 12'000 Personen und wir erzielen eine aufsummierte Reichweite von 172’000. Von der Plattform X (Twitter) haben wir uns verabschiedet, dafür die Aktivitäten auf LinkedIn verstärkt und einen Kanal auf Tiktok eröffnet.
548 Anfragen erreichen die Sammlungen in 2023 (Vorjahr: 499). Darunter 42 Anfragen von unserer Stifterin Die Post zum 175-Jahre-Jubiläum. Zu diesem Jubiläum erstellen wir ein Führungskonzept, das 2024 im Museum angeboten wird. Insgesamt stellen wir 599 Bilder bereit (Vorjahr: 350). Unsere Sammlungsobjekte werden regelmässig für Leihgaben angefragt, darunter beispielsweise unser Postfourgon PTT VW Fridolin.
Die Eintritte steigen auf einen neuen Rekordwert an (+29%). Entsprechend sind auch die Einnahmen aus Eintritten deutlich höher als im Vorjahr (+38%) und über dem Budget (+15%). Die starken Besuchszahlen wirken sich auch positiv auf andere Einnahmen aus. Insgesamt liegen die Eigeneinnahmen 16% über dem Budget. Das Café Pavillon (11% über Budget) und der Museumsshop (2% über Budget) erreichen auf Grund der hohen Besuchszahlen neue Höchstwerte beim Umsatz. Auch bei den Führungen wirken sich die zahlreichen Schulklassen positiv auf den Umsatz aus (27% über Budget). Einzig die Raumvermietung (41% unter Budget) schliesst tiefer ab als erwartet.
Die deutlich höheren Energiekosten (trotz tieferem Verbrauch), der Teuerungsausgleich für das Personal, die steigenden Preise beim Wareneinkauf sowie Mehrkosten aufgrund der hohen Besuchszahlen können trotz den Mehreinnahmen nicht kompensiert werden. Die Rechnung 2023 schliesst mit einem Minus von CHF 37’446.
Der Deckungsbeitrag liegt bei 24.7% (2022: 21.5% / 2021: 21.7%).
Aufwand | 6'959’549 | |
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Personal | 3'850’396 | |
Liegenschaften | 578’902 | |
Betrieb, Verwaltung, Versicherungen, Unterhalt Dauerausstellung | 568’699 | |
Ankäufe Sammlungen | 0 | |
Konservierung/Erschliessung | -44’691 | |
Wechselausstellungen | 691’130 | |
Marketing und PR (inkl. Wechselausstellungen) | 385’273 | |
Bildung & Vermittlung | 176’846 | |
Bibliothek | 2’059 | |
Rückstellungen: Dauerausstellungen, Ankäufe, Gebäudeunterhalt, EDV | 662’600 | |
Stiftung | 88’335 | |
Ertrag | 6'922’103 | |
Museumsbetrieb (Einnahmen und Finanzerträge) | 1'622’103 | |
Beiträge Dritter | 100’000 | |
Beiträge Stifterinnen | 5’200’000 | |
Abschluss | –37’446 |