DANCE! – vier Erlebnisse, die mich begeistern
Die Ausstellung DANCE! bewegt nicht nur Tanzfans, sondern auch mich als kleinen Tanzmuffel. Warum ich erst erstarrt bin und mich dann doch mehr bewegt habe als erwartet. Eine beschwingte Blitztour durch die Ausstellung.
Ich will mal ehrlich sein – beim Stichwort Tanz, fühle ich mich nicht direkt angesprochen. Ich gehöre eher zu der Gattung, welche oft den Platz an der Bar dem Dancefloor vorziehen. Wenn ich genau hinschaue, ist aber auch in meiner Biografie das Tanzen omnipräsent. Problemlos kann ich eine Vielzahl an relevanten Erinnerungen abrufen, bei denen Tanzen eine zentrale Rolle spielt: Spontane Freudentänze, ekstatische Konzertbesuche, durchtanzte Nächte in Clubs oder diese bestimmten Songs, bei denen ich das Mitwippen nicht unterdrücken kann. Meine Neugierde ist geweckt und ich mache mich auf in die Ausstellung. Ich will entdecken, woher diese Energie im Tanzen kommt.
1. Try not to dance!
Was leicht klingt, ist oft heimtückisch schwer. Da stehe ich vor einer riesigen Videowand gleich im ersten Raum der Ausstellung. Darüber flimmern Hits der letzten 70 Jahre – und ich darf mich nicht bewegen. «Try not to dance!» steht da in grossen Buchstaben. Eben habe ich mich noch als Tanzmuffel geoutet und nun merke ich, wie es in den Beinen kribbelt und ich meinen Kopf aktiv vom Wippen abhalten muss! «The Ketchup Song» von Las Ketchup überstehe ich noch gut. Aber wenn ein Song dann noch mit der eigenen Biografie verknüpft ist, wie bei mir «Jump Around» von House of Pain, dann wird es echt anspruchsvoll.
In mir steckt offensichtlich mehr Tanzlust, als ich erwartet habe. Welche Kräfte sind da am Werk? Das wird mir zum Glück gleich darauf mit einem grossen Schaubild erläutert. Ganz offensichtlich sind wir prädestiniert zum Tanzen. Oder anders ausgedrückt: Das Hirn will tanzen!
2. Meine Jugendkultur
Einige Erlebnisse weiter bleibe ich bei einer Wand voller Bilder aus Jugendkulturen hängen. Vertraute Szenen erinnern mich an vergangene Jahrzehnte: Schwarz-weiss Fotos von Rock’n’Roll-Verrenkungen an einem «Tanzabend». Die cool gestylten Breakdancer mit dem Kreis von Leuten darum herum. Techno-Tänzer:innen mit weissen Handschuhen und Nuggi im Mund. Die wehenden Mähnen der Metal-Heads.
Mit Vergnügen lausche ich den Geschichten einzelner Protagonist:innen aus Jugendkulturen und schweife gedanklich in die Bilderwelt der Vergangenheit zurück. Erinnerungen und Geschichten tauchen auf von Festivals, Partys und Abenden mit Jugendfreund:innen! In diesen alten Geschichten steckt noch immer viel Energie. Mir wird bewusst: Jugendkulturen sind eng mit Tanzen verbunden. Egal welche Kultur einem fasziniert oder geprägt hat, Tanz gehörte in irgendeiner Form dazu: als Protest, Spass, Ausdruck oder Abgrenzung.
3. Selbst KI tanzt mit
Von der Vergangenheit geht es direkt in die Zukunft: Die Künstliche Intelligenz (KI) bittet mich zum Tanz! Im Live-Modus generiert hier eine KI einen wunderbar bunten Bilderstrom, der sich nie wiederholt. Wow, Ausdauer hat sie. Wenn ich mich davor bewege, baut mich die KI ins Bild ein, mal als tanzende Telefonkabine, mal als simplen Schatten. Dazu gibt es auf der Tonspur Musik, ebenfalls von einer KI komponiert.
Die spielerische Anwendung fasziniert mich und ich versuche mit meinen Bewegungen die KI herauszufordern. Sie spielt wacker mit und ist nicht so schnell aus dem Tritt zu bringen. Eher bin ich es, der eine Verschnaufpause braucht! Doch keine Chance, dahinter wartet mit «Bubbles» die nächste interaktive Station, die mich in den Bann zieht.
4. Tanzen macht glücklich
Die Ausstellung geht dem Ende zu und ich muss feststellen: Ich habe mich mehr bewegt, als ich erwartet habe. Und vor allem: Meine Stimmung ist beschwingt! Es scheint zu stimmen, was die Ausstellung behauptet. Tanzen tut gut. Tanzen wirkt erfrischend und lässt uns unsere Sorgen vergessen. Ein wahrer Muntermacher!
Und dann gibt es noch all die langfristig positiven Effekte auf Körper und Geist, bis hin zu einem reduzierten Demenzrisiko. Vielleicht sollten wir einfach mehr tanzen?
DANCE!
Autor
Nico Gurtner, Leiter Marketing & Kommunikation, Museum für Kommunikation, Bern