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Das neue Onlineportal – die Kunst des Netzwerks

Das neue Onlineportal verbindet die Daten und Informationen des PTT-Archivs, der Sammlungen des Museums für Kommunikation sowie ihrer Bibliotheken. Mit einer einzigen Suche können nun sämtliche Bestände des Museums für Kommunikation und des PTT-Archivs durchforstet werden. Was einfach klingt, ist technisch ausserordentlich herausfordernd. Aber was bringt das? Und wie genau funktioniert das? Ein (etwas vereinfachter) Blick hinter die Kulissen.

Wer wissen wollte, welche Sammlungsobjekte das Museum für Kommunikation besitzt, konnte bisher die Online-Datenbank befragen. Für Fragen rund um das PTT-Archiv stand ein digitaler Lesesaal zur Verfügung. Die Bibliotheken von Museum und Archiv waren – und sind dies weiterhin – auf Swisscovery auffindbar.

Wer aber breiter suchte oder Fragen an alle drei Bereiche hatte, musste viel klicken, verschiedene Fragen an die Systeme stellen und sich darum bemühen, dass dabei nichts vergessen wurde. Weiter musste die suchende Person feststellen, dass die Systeme unterschiedliche Sprachen sprechen – die Logiken und die Suchbegriffe waren überall anders. Ohne Vorwissen und Detailkenntnis führte dies oft zu unvollständigen Suchergebnissen und Frust.
 

Wie Datenbanken funktionieren

Nicht alle Datenbanken sind gleich aufgebaut. Digitale Sammlungen sind in der Regel in klassischen relationalen Datenbanken strukturiert. Das heisst, die Informationen sind in verschiedenen Tabellen gespeichert, die untereinander referenziert sind – die Beziehungen der Einträge untereinander werden mit Verlinkungen festgehalten. Als Suchergebnis findet man häufig ein Objekt, ein Bild dazu sowie ergänzende Informationen wie Material, Technik, Datierung und eine Objektbeschreibung.

Zu sehen ist ein Screenshot aus der MuseumPlus-Datenbank des Museums für Kommunikation als Beispiel für ein Suchergebnis in einer Online-Sammlung. In einzelnen Feldern wie «Signatur», «Objektart» oder «Titel» ist ein Objekt genauer beschrieben und identifiziert. Dieses Beispiel zeigt ein Kunstwerk von Christian Marclay mit dem Titel «Cage» von 1993. - vergrösserte Ansicht
Screenshot aus der MuseumPlus-Datenbank des Museums für Kommunikation als Beispiel für ein Suchergebnis in einer Online-Sammlung. (29.06.2023).

Archive hingegen sind hierarchisch nach dem Prinzip der Herkunft strukturiert. Die einzelnen Dokumente und Dossiers sind gemäss ihrer inhaltlichen Verortung innerhalb der archivierten Institution – im PTT-Archiv etwa entlang den Ebenen Abteilung, Büro, Dossier – wie Stammbäume geordnet und können entsprechend gefunden werden. Ein Dossier ist in der Regel nicht digitalisiert, aber digital beschrieben und somit auffindbar.

Zu sehen ist ein Screenshot aus dem neuen Online-Portal. Der Screenshot zeigt die Hierarchie-Anzeige des PTT-Archivs. Einzelne Felder sind aufgeklappt, um die Mehrstufigkeit zu demonstrieren. - vergrösserte Ansicht
Beispiel für den Hierarchiestammbaum des PTT-Archivs. (29.06.2023)

Bibliotheken haben eine lange Tradition der digitalen Speicherung. Unter den Daten einer erfassten Publikation findet man Buchtitel, Autor:innenschaft, Angaben zum Verlag, Seitenanzahl und manchmal das Inhaltsverzeichnis. Die gleichen Informationen werden auch in Archivdatenbanken zu den einzelnen Archivalien notiert.
 

Was ist nun mit dem neuen Portal anders?

Das Onlineportal bietet nun eine Suche in allen drei Beständen gleichzeitig. Dies ist nur möglich, da wir die verschiedenen «Sprachen» der unterschiedlichen Bestände zu einer gemeinsamen Sprache zusammengeführt haben. Gemeinsam mit Spezialist:innen von Zazuko und A/Z&T haben wir eine neue Infrastruktur entwickelt, auf der die Sammlungen des Museums für Kommunikation, die Bestände des PTT-Archivs und die Bibliotheken miteinander «sprechen».

Vereinfacht kann man sich das so vorstellen: Die Informationen der Bestände werden über eine Pipeline aus den jeweiligen Datenbanken abgezogen. In dieser Pipeline werden sie übersetzt (in ein sogenanntes Ressource Description Framework – kurz RDF) und in eine gemeinsame Datenbank gespielt. In dieser neuen Datenbank (ein sogenannter TripleStore) werden die übersetzten Informationen nun in «Triples» gespeichert. Unabhängig von der Herkunft der Daten sind hier alle Informationen nach dem Muster «Subjekt – Prädikat – Objekt» gespeichert. Das heisst, die Informationen sind nun semantisch aufgebaut, wie Sätze in einer «echten» Sprache. Ein Beispiel:

«Objekt – ist ein – Auto», also das gesuchte Objekt ist ein Auto. Das in den Museumssammlungen gesuchte Objekt hat aber natürlich noch viel mehr Informationen, die wiederum in dieser semantischen Struktur gespeichert sind: «Objekt – hat Farbe – Weiss», «Objekt – wurde gebaut – 1994» etc. Der grosse Vorteil ist, dass die Bestände aus Archiv und Bibliothek nun in der gleichen Sprache hinzugefügt werden können: «Objekt – wird genannt in – Dossier XY», «Dossier XY – steht im Zusammenhang mit – Dossier YZ», weiter «Objekt – ist Bestandteil Titel von – Buch AB», «Buch AB – wurde geschrieben – 1996» und so weiter.

Hieraus ergeben sich unendlich viele, semantisch korrekte Beschreibungsketten, die wir mit einer einzigen Abfrage bereitstellen können. Unterstützt wird die dargestellte Struktur zusätzlich von technischen Hilfsmitteln wie «elastic search», Schlagworten und maschinenlesbaren Texten (OCR).

Was bringt das?

Über ein einziges Suchwort werden auf unserem Onlineportal sämtliche Bestände gleichzeitig und gemeinsam ausgelesen. Für die Anwender:innen bedeutet das, dass sie ohne viel Vorwissen suchen können – ähnlich wie man es von Web-Suchmaschinen kennt. Wenn man beispielsweise das Wort «Postraub» eingibt, zeigt das Onlineportal Einträge aus den Bibliotheken, dem Archiv und den Sammlungen.

Zu sehen ist ein Screenshot aus dem neuen Online-Portal. Der Screenshot zeigt die Suchergebnisse auf das eingegebene Wort «Postraub». Die Suche demonstriert den Mehrwert einer Suche über alle Bereiche der Datenbank. - vergrösserte Ansicht
Screenshot aus dem Onlineportal als Beispiel für eine Ergebnisanzeige mit dem Suchbegriff «Postraub». (29.06.2023)

In den Suchergebnissen findet man nun Literatur zum «Jahrhundert-Postraub» in Zürich von 1997. Gleich darunter aufgelistet sind Objekte aus der Sammlung: Das Fluchtfahrzeug sowie verbrannte Kisten für den Geldtransport. Aus dem PTT-Archiv wird anschliessend ein Interview mit Paul Schweizer gezeigt, der über den Postraub in Zürich berichtet.

Mit einer einzigen Suche wird aus den zusammengeführten Beständen eine Geschichte erzählt. Objekte mit Bildern, Literatur, Interviews, Archivdossiers – aus einem Suchwort wird ein bestandsübergreifender Bericht. Darüber hinaus kann die suchende Person direkt einsehen, wie sie die Dossiers vor Ort im PTT-Archiv sichten kann, ob die Sammlungsobjekte im Museum ausgestellt sind und welche Bücher in der Bibliothek bestellbar sind.

Screenshot der Trefferanzeige aus dem Online-Portal. (29.06.2023) - vergrösserte Ansicht
Zu sehen ist ein Screenshot aus dem neuen Onlineportal. Der Screenshot zeigt die Trefferanzeige des Onlineportals – insgesamt lieferte die Suche 4391 Treffer, 152 davon können ausgeliehen werden und 10 davon sind im Museum für Kommunikation ausgestellt.

Ein kurzer Ausblick auf noch mehr Inhalt: Onlineportal

Seit dem Sommer 2023 ist ist eine Beta-Version mit dem ersten Teil des neuen Portals online. Die linke Seite mit dem Titel «Daten» kann zum Recherchieren genutzt werden. Ab Feburar 2024 ist nun mit dem zweiten Release die rechte Seite online: Hier steht das «Entdecken» von «Stories» im Vordergrund. In Blogs, Oral History-Interviews und weiteren aufgearbeiteten Texten können Nutzer:innen die Themen ihres Interesses vertiefen. Bei der Suche auf dem Onlineportal werden diese Beiträge ebenfalls berücksichtigt, sodass in Zukunft ein einziger Suchbegriff neben Sammlungsobjekten, Archivdossiers und Literatur auch zu ausführlichen Geschichten führt. Die beiden Seiten kommunizieren miteinander und es ist klar ersichtlich, welcher Blog sich auf welche Bestände auf der linken Seite beziehen, und umgekehrt, welches Objekt oder welches Dossier in einem Blog erwähnt wird. Wonach auch immer gesucht wird – das neue Onlineportal findet bestimmt mehr. Mehr Inhalt, aber auch mehr Geschichten und mit Sicherheit mehr Übersicht.

Überall, wo es gelb ist, können alle Besuchenden auf unser Portal und damit auf unsere Bestände wirken. Dies kann geschehen in Form von Schlagworten und Kommentaren, aber auch in Form eines eigenen Blogs, den man selbst mit unseren Bildern, Akten und Quellen ergänzen kann. Sind Sie bereit?

Das Museum für Kommunikation und das PTT-Archiv wünschen Ihnen viel Spass und Erfolg beim Recherchieren und ein einzigartiges Erlebnis mit Geschichten zur Kommunikation in der Schweiz zum Entdecken und Mitwirken!

Autor:innen

Johannes Sauter, Leiter Sammlungen, Museum für Kommunikation, Bern

Dieser Blogpost ist auch auf unserem Onlineportal für Museumssammlung und PTT-Archiv erschienen.

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