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Die grünen Anfänge des gelben Riesen

Klimaneutral bis 2040. Das erklärte die Schweizerische Post letztes Jahr zum Ziel. Dass man beim Grossbetrieb über Umweltschutz nachdenkt, ist indes nicht ganz neu. Bereits der monopolistische Staatsbetrieb PTT sparte Ressourcen. Die Akten aus dem PTT-Archiv zeigen: Waren es lange Zeit primär Überlegungen der Versorgungssicherheit und des Budgets, kam Umweltschutz erst später auf, vor allem auch als Marketing-Strategie.

Treibstoff und Verbrauchsmaterialien spielen in jeder Unternehmung eine Rolle. Bei den ehemaligen schweizerischen Post-, Telefon- und Telegrafenbetrieben (PTT), vor 30 Jahren grösster Arbeitgeber der Schweiz, war der Ressourcenverbrauch enorm: jährlich 18’000 Tonnen Heizöl, 31 Millionen Liter Treibstoff sowie 450 Millionen Kilowattstunden Strom fielen für den Betrieb eines gigantischen Fahrzeugparks sowie von tausenden Poststellen, Telefonzentralen und sämtlichen weiteren Dienstgebäuden an (PTT-Archiv, P-15-1-1, 1992, 1, S. 16, Stand 1992). Die PTT schaffte ausserdem für über 50’000 Beamtinnen und Beamte Uniformen an, verbrauchte jährlich 12’000 Tonnen Papier und legte Milliardenbeträge in der Postsparkasse an. All dies beeinflusste den Ressourcenbedarf.

Dass sich die PTT deshalb schon früh aus ökonomischen Gründen überlegte, wie Ressourcen schonend eingesetzt werden können, liegt auf der Hand. Diese Entscheidungen wirkten immer auch auf die Ökobilanz der PTT.

Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von Tankstelle mit weissem PTT-Auto - vergrösserte Ansicht
Die PTT-Zeitschrift berichtete 1992 mit Schwerpunkt über Umweltbemühungen. Auf der ersten Seite des Artikels werden die Fakten auf den Tisch gelegt: Die Heizöl-Menge konnte bis dahin aber schon stark gesenkt werden. Quelle: PTT-Archiv, P-15-1-1, 1992, 1, S. 16.

Um diesen Rückblick besser einzuordnen, müssen wir zu Beginn erst einmal feststellen: Eine Ökobilanz als solche wurde bei der PTT lange gar nicht berechnet. Der Übergang der PTT in die teilprivatisierten Nachfolgeunternehmen Post und Swisscom erfolgte per Ende 1997 zu einem Zeitpunkt, als die Weltgemeinschaft unter anderem mit dem Kyotoprotokoll den Ausstoss von Treibhausgasen völkerrechtlich zu regulieren begann. Die Politik und die etablierten Institutionen entwickelten in den 1990er Jahren erst langsam ein Sensorium für das Problem der Klimakrise mit einer Breitenwirkung. Auch wenn Klimawissenschaftler und kritische Ökonominnen schon seit den 1970er Jahren auf die Grenzen des Wachstums hinwiesen, kam die öffentliche Debatte um Nachhaltigkeit und Klimaschutz erst mit dem Waldsterben in den 1980ern und besonders in den 1990er Jahren in Fahrt. Auch die PTT begann sich erst in dieser Zeit um den Umweltschutz zu sorgen – jedenfalls griff das Marketing das Thema auf.

DRS Aktuell vom 04.01.1984 berichtet von der Flash-Aktion der PTT. Die PTT machten Werbung für die Reisepost der PTT, damit zunehmend auf den Postautoverkehr umgestiegen wird. Quelle: SRF Archiv, «Flash: Reisepost-Werbung».
Gelber Ordnerumschlag mit einem Postauto unter einem Tannenbaum. - vergrösserte Ansicht
Im Schlussbericht der internen Marketingabteilung von 1984 galt es, «ein moderneres Erscheinungsbild des Postautos» zu schaffen. Dabei sei die anspruchsvollste Herausforderung, «ein möglichst überzeugendes Verhalten gegenüber dem Autofahren und anderen Verkehrsträgern aufzubauen.» Postauto und öffentlicher Verkehr als umweltfreundliche Alternative - Umweltschutz war damit vorerst ein Marketingcoup. Quelle: PTT-Archiv, PA-196-270d.

Zu fragen, ob die PTT ein ökologischer Betrieb war, wäre also – zumindest für die Zeit vor ca. 1980 – ähnlich verkehrt, wie zu untersuchen, ob sich der französische Sonnenkönig um seinen «Body Mass Index» scherte. Diskussionen über ökologische Nachhaltigkeit, ja nur schon die Begriffe «ökologisch» und «nachhaltig» waren in der breiten Öffentlichkeit kein Thema. Dennoch eröffnet auch der Blick in die frühere Geschichte die Perspektive darauf, wie und aus welchen Gründen die Bundesbetriebe ihren Ressourceneinsatz anpassten. Oft dominierten finanzielle Faktoren den Verbrauch. Ökonomien der Knappheit, wie sie die beiden Weltkriege oder die Ölkrise hervorbrachten, forderten einen kreativen und sparsamen Umgang – und dabei zeigte sich die PTT durchaus kreativ. Und schliesslich darf nicht vernachlässigt werden, dass vor dem wirtschaftlichen Boom ab den 1950er Jahren in der ganzen Gesellschaft mit Verbrauchsmaterialien im Vergleich zu heutigen Verhältnissen sparsam umgegangen wurde. 

 

Selbstverständliche Sparsamkeit bis zum Boom

Von der Generation, die vor dem zweiten Weltkrieg geboren wurde, haben wir gelernt: Löchrige Socken flickte man, auch sonstige Kleidung hat man kaum fortgeworfen, sondern wiederverwendet und repariert. Auch die Kommunikationsbetriebe des Bundes, die PTT, hielten ihre Angestellten dazu an, sparsam zu sein: Das lässt sich exemplarisch an der kleinen Geschichte des Bindfadens aufzeigen.

In den dienstlichen Weisungen von 1880 forderte die Post dazu auf, Bindfäden zum Verschnüren von Paketen in Schleifen zu verwenden und nicht zu knöpfen. Somit war kein Zerschneiden nötig, der Faden konnte wiederverwendet werden. Sorgsamkeit galt auch im Umgang mit den Postsäcken, in denen die Post transportiert und verladen wurde: «Dem Personal wird eine sorgsame Behandlung der Säcke zur Pflicht gemacht.»

Alte, vergilbte Seite mit alter Druckschrift. - vergrösserte Ansicht
Die Weisung zum sparsamen Bindfaden-Einsatz tauchte erstmals 1880 auf. Den sparsamen Einsatz zu ermahnen, war ein Dauerbrenner, 1896, 1909 und in den Kriegsjahren 1914, 1917 und 1918 wird die Anweisung wiederholt. Quelle: PTT-Archiv, P-14-1-1 1918, No. 154.
Schwarz-weiss Fotografie mit Mann an einer Maschine in der Mitte, rund um ihn liegen gestapelte Postsäcke. - vergrösserte Ansicht
Das allgemeine Sparsamkeitsgebot verschärfte sich in den Kriegsjahren: Höhere Importkosten, vor allem aber auch Bedenken um die Versorgungssicherheit zwangen die PTT, den Materialverschleiss auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Mann an einer Holztrommel im Bahnhof Bern ist damit beschäftigt, Postsäcke zu entstauben. Dahinter stapeln sich weitere. Quelle: Museum für Kommunikation, GAB_4415.

Während der Weltkriege verschärfte sich das Gebot zur Sparsamkeit zusätzlich: Neben höheren Anschaffungskosten sorgten sich die Betriebe um die Versorgungssicherheit. Es fehlte während den Kriegen an Papier, Stoff – und auch der bereits erwähnte Bindfaden wurde noch teurer. Im Zweiten Weltkrieg kam bei der inzwischen motorisierten PTT auch noch Treibstoffknappheit dazu. Um Postautos weiter betreiben zu können, begann man diese, wie viele andere Gefährte in der Schweiz, mit Holzvergasern auszurüsten. Damit betrieb die PTT schon früh ihre Automobile de facto mit einem nachwachsenden Biotreibstoff. Was dabei aber vor allem zählte: Holz war in den hiesigen Wäldern verfügbar.

PTT-Alpenwagen mit Holzvergaser der Kurslinie Castasegna in den Malojakehren, unterhalb der Passhöhe, mit Blick ins Bergell. - vergrösserte Ansicht
Die PTT betrieb einen Teil ihrer Fahrzeuge mit Holzvergasern: Der Holzvergaser wurde mit Brennholz gefüllt und ersetze die fossilen Brennstoffe. Quelle: Museum für Kommunikation, FE_003958.

Nach den Weltkriegen boomte die Weltwirtschaft. Staatliche Investitionspakete trieben diesen Boom auch in Westeuropa an: Nicht zu unterschätzen ist dabei der Einfluss des Schwarzen Goldes, Erdöl. Verbrennungsmotoren und eine von fossilen Energieträgern befeuerte Industrie liefen nach 1945 auf Hochtouren – und die neuartigen Plastikprodukte und petrochemischen Gewebe überschwemmten die Welt mit einer Reihe neuer Produkte. Das Dogma der Sparsamkeit schwand. Gleichzeitig begab sich die globale Wirtschaft in die Abhängigkeit fossiler Rohstoffe und deren Förderländer. In der Schweiz stieg der Anteil von Erdöl zwischen 1950 und 1970 von einem auf drei Viertel des Gesamtenergieverbrauchs an.

 

Wendepunkt Ölkrise – «Denk mit – spar mit!»

Die Drosselung der Ölförderung durch die arabischen Förderstaaten 1973 löste den ersten Ölpreisschock aus und führte der Welt mit einem Schlag die breite Abhängigkeit vor Augen. Auch die PTT, ebenso ein von fossilen Energieträgern abhängiger Betrieb, verteuerte sich massiv. 1978 richtete sie eine Energiekommission ein: Das Gremium beschäftigte sich in der Folge hauptsächlich mit der Frage, wie Energie eingespart und welche alternativen Energiequellen eingesetzt werden könnten. Dies geschah vor allem auf der Grundlage einer «Verbrauchs- und Sparstatistik», welche fortan jährlich erstellt wurde und Aufschluss über den Energieverbrauch der PTT-Betriebe gab. Ausgewiesen wurden der Öl- (Heizöl-, aber auch Treibstoff-) sowie Gas- und Stromverbrauch.

Cover-Seite des PTT-Kuriers mit dem Slogan Denk mit spar mit! als Grafik - vergrösserte Ansicht
«Denk mit spar mit!» - Mit diesem Slogan wurde das PTT-Personal ab 1979 auf Energiesparkurs gebracht. Alle Mitarbeitenden sollten in ihrem Arbeitsbereich einen Teil zu einer besseren und vor allem kostengünstigeren Energiebilanz beitragen. Quelle: PTT-Archiv, P-15-3.
Statistik mit dem langsam wachsenden Energieverbrauch der PTT mit einem Knick im Jahr 78/79. - vergrösserte Ansicht
Ab 1979, im Nachgang des zweiten Ölschocks, erstellte die PTT jährlich eine Energiestatistik. Die Kurven zeigen an, dass der Verbrauch der PTT im Verlauf des Ölschocks zurückging, die Ausgaben für Energiekosten aber dennoch massiv anstiegen - vor allem dieser ökonomische Druck leitete ein Umdenken ein. Quelle: PTT-Archiv, FC-0323 Energiestatistik PTT.

Erklärtes Ziel war es, den Energieverbrauch zu senken, um Geld zu sparen. Mit jährlichen Energiesparaktionen und dem Slogan «Denk mit – spar mit!» forderte die Energiekommission auch das Personal auf, durch das eigene Verhalten mitzumachen. Während der Aktion «Thermometer» liess die Kommission 1979 etwa 10'000 Messgeräte beschaffen, um die Raumtemperatur in Büros überwachen zu können.

Ebenfalls in den späten 1970ern begann die PTT Papier zu rezyklieren. Aus jährlich etwa 3’000 Tonnen alten Telefonbüchern wurden beispielswiese neue PTT-Formulare hergestellt. Dies geschah in erster Linie «aus Überlegungen der Zweckmässigkeit, denn Umweltschutzpapier ist preisgünstiger», wie die Sektion Drucksachen GD PTT damals sogar selbst verlauten liess.  

 

1980er Jahre: «Das PTT-Marketing und die Umwelt»

In der Folge konnten Wissenschaft, Gesellschaft und Politik dem Thema Umweltschutz immer weniger ausweichen. Der Widerstand gegen Atomenergie, zusätzlich angeheizt durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, Sorgen um übersäuerte Böden und sterbende Wälder aber auch die ersten Warnungen vor dem Treibhauseffekt schufen langsam ein Bewusstsein für das sensible Ökosystem der Erde. Auch bei der PTT tauchten in der Kommunikation ab den 1980er Jahre erstmals Begriffe wie «Ökologie» oder «Umweltschutz» auf. Ein 1984 durchgeführter Beamtenlehrgang trug den Titel: «Das PTT-Marketing und die Umwelt». Und auch wenn der Umwelt-Begriff in der Betriebswirtschaftssprache noch eine ganz andere Bedeutung hatte, warf der Tagungsbericht immerhin die Frage auf, inwiefern das Marketing der PTT auf nicht-wirtschaftliche Elemente auszurichten und ob dabei auch soziale, gesellschaftliche, ökologische Erwägungen einzubeziehen seien.

Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von Tankstelle mit weissem PTT-Auto
Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von gelber PTT-Flotte
Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von weissen PTT-Lieferwagen
Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von Recycling-Material
Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografien einer Telefonzentrale mit Photovoltaik und von recycelten Telefonbüchern.
Magazinseite in der PTT-Zeitschrift mit Fotografie von Recycelpapier und einem Heizraum

Zwar schaffte es die «Klimafrage» in den 1980er Jahren noch nicht ins neue Kommunikationsleitbild: Doch der Grossbetrieb PTT, der nicht nur Millionen von Postauto-Kilometern verbuchte, sondern auch zahlreiche Dienstgebäude zu beheizen hatte, fühlte sich plötzlich in der Verantwortung, etwas für die Umwelt zu tun. Oder genauer, er wurde von der Politik dazu angehalten: Ein Massnahmenpaket des Bundesrats gegen das Waldsterben von 1985 sah zum Beispiel vor, dass bei Bundesbetrieben nur noch Fahrzeuge mit Katalysatoren in Dienst gestellt werden dürfen. Stolz verkündete man bei der PTT kurz darauf die Anschaffung von 184 Katalysatorfahrzeugen und die Umrüstung von 30 Tankstellen auf Bleifrei-Benzin. Bis sämtliche 12’000 Motorfahrzeuge entsprechend ausgerüstet waren, sollte es indes noch 10 Jahre dauern.

Innovativer, wenn auch nicht konsequent, war die PTT hingegen in der Frage der Heizenergie. Zahlreiche Gebäude rüsteten sie in den 1980er Jahren von Heizöl auf Wärmepumpen oder gar Sonnenkollektoren um. Stets wurden die hohen Kosten dieser Massnahmen betont, die man jedoch der Umwelt zuliebe nicht scheuen würde – Aussagen der Imagepflege. Denn auch bei den Heizungen erfolgte die Reduktion der fossilen Brennstoffe vor allem auf politischen Druck.

Cover der PTT Technische Mitteilungen 1981, 6 mit Fotografie einer Solaranlage auf dem Dach einer Telefonzentrale - vergrösserte Ansicht
Am 13.3.1981 weihte die PTT in Feutersoey im Berner Oberland die erste Telefonzentrale mit Sonnenkollektoren ein. Dies geschah im Rahmen einer Vergleichsstudie, die 8 gleich grosse Telefonzentralen mit unterschiedlichen Heizsystemen testete. Acht Zeitungen berichteten von der Inbetriebnahme. Am 6.8. folgte in Frieswil die Eröffnung einer weiteren Zentrale: «Der zweifellos interessanteste Teil des Gebäudes ist seine SONNENHEIZUNG», hiess es in einer internen Publikation. Quelle: PTT-Archiv, P-15-2, Technische Mitteilungen 1981, 6.

1990er Jahre: Klimafreundliche PTT oder Greenwashing? 

Anfang der 1990er Jahre nahm sich die PTT definitiv dem Thema Umweltschutz an. Dies zeigen konkrete Massnahmen, vor allem aber auch die Kommunikation. Der PTT-Führung schien es wichtig zu sein, die PTT als besonders fortschrittlichen Betrieb in Sachen Klimaschutz darzustellen. Davon zeugt das 1991 geschaffene «Leitbild - PTT und Umwelt». Gemäss diesem sollte «das ökologische Denken und Handeln aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert und verbreitet werden». Grundsätzlich verpflichtete sich der Betrieb nun zu einer umweltverträglichen Form des Wirtschaftens. Konkret hiess das zum Beispiel, dass man das Personal dazu bewegen wollte, vermehrt den öffentlichen Verkehr zu benutzen (dazu passt auch, dass die Parkgebühren am PTT-Hauptsitz erhöht wurden). Es hiess aber auch, dass sich die PTT an der Forschung nach alternativen Energiequellen beteiligen würde oder dass bei der Beschaffung von Fahrzeugen oder Maschinen die Ökobilanz eine Rolle spielen sollte.

Zentral war weiterhin auch der sorgsame Umgang mit Ressourcen. Doch erfolgte dieses Engagement nun nicht mehr aus rein wirtschaftlichen Gründen, sondern neuerdings auch der Umwelt zuliebe. Dieser Wandel widerspiegelt sich nicht zuletzt auch in der bereits erwähnten Energiekommission, die 1991 zur Energie- und Umweltkommission umbenannt wurde. Und auch die jährlich erhobene Energiestatistik wurde ab 1995 unter dem Titel «Energie- und Umweltbericht» herausgegeben. Inhaltlich änderte sich darin kaum etwas, aber der Bericht erhielt nun einen grünen Anstrich. Auch hier dürften marketingtechnische Gründe eine Rolle gespielt haben – heute würde man diesen Vorgang als «Greenwashing» bezeichnen.

Cover mit Grafik zweier brennender Zundhölzer auf petrolblauem Hintergrund - vergrösserte Ansicht
Die seit 1979 jährlich veröffentlichte «Energiestatistik PTT» gab detailliert Auskunft über den Energieverbrauch des Betriebs und half, allfälliges Sparpotenzial aufzudecken. Bis in die 1990er Jahre dominierte das wirtschaftliche Interesse an diesen Zahlen. Quelle: PTT-Archiv, P-60-20d-1989.
Coverseite mit Grafik einer Feuerstelle - vergrösserte Ansicht
Ab 1995 hiess die seit 1979 geführte Energiestatistik «PTT Energie- und Umweltbericht». Die Umbenennung bei nur leicht veränderten Inhalten verweist auf die neuen Schwerpunkte: Energieverbrauch ist nicht mehr ein ausschliesslich ökonomisches Problem – es geht neu auch um Anliegen des Umweltschutzes. Quelle: PTT-Archiv, P-60-20d-1995.

Fazit

Wenn wir uns also nach den grünen Wurzeln der Post fragen, dann reichen diese maximal 50 Jahre zurück. Die Rohstoffkrise Anfang der 70er Jahre führte in unserer Gesellschaft zu einem Nachdenken über Energieverbrauch und Ressourcenknappheit – auch wenn das an sich nichts Neues war. Die PTT, die wie so viele Firmen von fossilen Energieträgern abhängig war, unternahm in der Folge tatsächlich grosse Anstrengungen, Ressourcen einzusparen und nach alternativen Energiequellen zu suchen. Auffallend ist, wie stark das Personal damals auf den Energiesparkurs eingeschworen wurde. Und wir stellen fest, dass schon damals für Einzelpersonen dieselben Empfehlungen galten, wie wir sie heute noch immer hören: Weniger Auto, mehr ÖV, Räume nicht zu stark beheizen, mehr Treppensteigen. Wirklich entscheidend blieben die grossangelegten Massnahmen, beispielsweise der Heizungsumrüstungen.

Coverseite einer Faltbroschüre aus Umweltpapier mit Fotografien eines 'exotischen' Wasserfalls und einer Mülldeponie - vergrösserte Ansicht
Ab 1991 orientierte sich der Staatsbetrieb am neuen Leitbild «PTT und Umwelt». Die kleine Broschüre, demonstrativ auf eher gräulichem Recycling-Papier gedruckt, hält die groben Leitlinien im Umweltschutz der PTT fest. Die Covergestaltung stellt unversehrte 'Natur' den Gräueln der Umweltverschmutzung im Bild einer Mülldeponie gegenüber. Quelle: PTT-Archiv, P-194-24d-1991.

Zunächst ergriff die PTT diese Massnahmen und Appelle ausschliesslich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit respektive der Versorgungssicherheit. Überlegungen zum Umweltschutz erfassten Gesellschaft und Politik erst ab den 1980er – und erreichten damit auch die PTT. Die PTT als Vorreiterin in Sachen Umweltschutz zu bezeichnen, wäre sicher falsch. Natürlich war sie als Bundesbetrieb ihrer Grösse gezwungen, sich einen grünen Anstrich zu verpassen. Konkrete Massnahmen liessen sich dabei allerdings stets nur so weit umsetzen, wie dies der Grundversorgungsauftrag und ein ohnehin unter Beschuss stehendes Budget auch zuliessen.

Wir stellen aber auch fest, wie sehr Kommunikation und Marketing bei der «grünen Verwandlung» der PTT eine Rolle spielten. So wurde beispielsweise das Postauto 1986 als umweltfreundliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr angepriesen. Dass die Fahrzeuge selbst noch mit herkömmlichem Treibstoff betrieben wurden, war selbstverständlich. Nach knapp 40 Jahre ist man diesbezüglich schon einen Schritt weiter. Die gelbe Flotte soll grün werden und bis 2040 gar fossilfrei unterwegs sein. Die Bestrebungen in Sachen Klimaschutz führt das heutige Unternehmen weiter. Wir sind auf alle Fälle gespannt, wie grün die Entwicklung unserer Post in den nächsten Jahrzehnten tatsächlich sein wird – ohne Greenwashing.

Autoren

Jonas Veress & Sascha Deboni
Wissenschaftliche Mitarbeiter
PTT-Archiv, Köniz

Planetopia – Raum für Weltwandel

Die ökologische Krise betrifft alle. Es ist höchste Zeit, dass wir uns den Umweltproblemen stellen und sie auf breiter Basis diskutieren. Welche Lösungen können wir entwickeln? Was ist wirksam? Was ist sinnvoll? Gemeinsam mit Ihnen wollen wir herausfinden, wie verantwortungsbewusstes Leben in der Zukunft aussieht. 

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