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Immer schneller! Immer einfacher! Immer vernetzter!

Die digitale Transformation betrifft auch die Welt der Gedächtnisinstitutionen. Archive und Museen stehen vor neuen Herausforderungen. Dabei eröffnen sich aber auch ganz neue Perspektiven. Welche Motivation steht hinter dem neuen Onlineportal? Eine kurze Geschichte über die Entstehung, Ziele und Vision.

Immer schneller! Immer einfacher! Immer vernetzter! So lauten die vielfältigen Versprechen der Digitalisierung, die auch die Archiv- und Museumswelt beschäftigen. Die Möglichkeiten scheinen immens. Aber damit steigen auch die Anforderungen stetig. Was vor einigen Jahrzehnten noch aufwendig von Hand gepflegte Karteikästen waren, sind heute multifunktionale Datenbanksysteme. Heute scheint es schon fast selbstverständlich, dass alles in digitaler Form und online abgerufen werden kann. Und schon bald könnte dies durch Künstliche Intelligenz nochmals vervielfacht werden. Wunsch, Hoffnung und Herausforderung lassen sich in einer einfachen Formel zusammenfassen: «Alles auf einen Klick.»

Doch dieser Wandel passiert nicht von selbst. Dahinter stecken viel Arbeit, Wille, Durststrecken und laufend grosser Einsatz. Komplexe Zusammenhänge wollen abgebildet werden und teilweise entgegengesetzte Anforderungen müssen auf einen Nenner gebracht werden. Immer wieder gibt es auch klare Grenzen: Seien es technische, rechtliche oder finanzielle.
 

Die Pandemie als Startpunkt

Als im Frühling 2020 die Covid-19-Pandemie die ganze Welt überrumpelte, mussten auch wir Mitarbeitenden des PTT-Archivs und des Museums für Kommunikation zu Hause bleiben. Doch unsere Arbeit beim Archivieren, Kuratieren und Konservieren dreht sich vorwiegend um physische Objekte und Unterlagen. Wir sassen also konsterniert im Lockdown und konnten unsere Aufgaben nur eingeschränkt ausführen.

Die frei gewordene Zeit nutzten wir im Team des PTT-Archivs, um grundsätzlich über die Zukunft unserer Institution nachzudenken. Wir wünschten uns Innovation, Disruption sogar. Kulturgut aus Museum und Archiv einer breiten Öffentlichkeit einfach zugänglich und schmackhaft machen – das war der Startschuss für das Projekt «Archiv und Museum ohne Schliesszeiten». Und schnell war klar: So ein Projekt ergibt nur Sinn, wenn es vom PTT-Archiv und von den Sammlungen des Museums für Kommunikation zusammen umgesetzt wird. Beide Institutionen sind Teil der Schweizerischen Stiftung für die Geschichte der Post und Telekommunikation, arbeiten mit verwandten historischen Quellen und Objekten und setzen sich für die gleichen Inhalte ein. Den Schritt in die Zukunft wollten wir gemeinsam machen.

 

Dunkles Holzmöbel ähnlich einem Sekretär. Frontseitig am Aufbau befinden sich Buchsen, aus der Tischplatt ragen herausnehmbare Stecker, die in die Buchsen passen und mit Kabel verbunden sind, die unter der Tischplatte mit schwarzen Gewichten beschwert herunterhangen. - vergrösserte Ansicht
Nicht erst seit der Digitalisierung: Neue Technologien sind Chance und Herausforderung zugleich. Zu Beginn wurden Telefonverbindungen von Hand gestöpselt, etwa mit diesem Vermittlungsschrank der Firma Hasler. Ein völlig neuer Beruf, derjenige der Telefonistin, entstand. Dieser wiederum, veränderte sich aufgrund von Automatisierungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts stark.

Ein Projekt mit klaren Zielen

In Austauschrunden, Brainstormings und Workshops spitzten wir unsere teils vielschichtigen Wünsche auf drei Hauptziele zu:

  1. Zugänglichkeit! Wir wollen unser gesamtes Kulturgut zusammenbringen: Interessierte aus der breiten Öffentlichkeit und der Wissenschaft sollen alle unsere Bestände, Archivalien, Bücher, Objekte, Fotos, Filme in einer einzigen Datenbank durchsuchen und vernetzen können. Was digital verfügbar ist, soll online an einem einzigen Ort abrufbar sein.
  2. Reflexion! Wir wollen die Geschichte(n) der Kommunikation kritisch aufarbeiten und erzählen. Dabei ermöglichen wir zusätzliche Einblicke in unsere Arbeit in Archiv und Museum.
  3. Partizipation! Wir wollen uns für das Mitwirken anderer Menschen öffnen. Denn unsere Perspektive ist immer lückenhaft und durch unsere Institutionen geprägt.

Nicht zuletzt geht es uns immer auch um die Frage nach der Deutungshoheit: Wir sind zwar für gewisse Fragen Expert:innen, vieles wissen wir aber nicht. Oder nicht im Detail. Oder nur aus einer bestimmten Perspektive. Und wieder anderes haben wir schlicht nicht auf dem Radar. Konkret heisst das für uns als Institutionen, die Deutungshoheit ein Stück weit abzugeben. Wir wollen nicht nur offen sein für andere Perspektiven, Haltungen, Erfahrungen, sondern diese auch einladen, aktiver Teil des neuen Onlineportals zu werden.

Auch mit klaren Zielen bleibt das Projekt ausserordentlich anspruchsvoll und die Grenzen der Möglichkeiten sind immer wieder spürbar. Alle Wünsche und Hoffnungen konnten wir entsprechend in den drei Jahren Arbeit am Projekt noch nicht umsetzen. Denn ein solches Projekt ist nicht nur hochkomplex und ressourcenintensiv – es ist auch nie wirklich fertig. Es ist dynamisch und passt sich immer wieder an neue Gegebenheiten an.

Ein gutes Stück schneller, einfacher und vernetzter sind die Zugänge zum PTT-Archiv und zur Sammlung des Museums für Kommunikation geworden. Im Juni 2023 sind die alten Onlinedatenbanken verschwunden. Die Suche in den Beständen des PTT-Archivs, der Museumssammlung und ihrer Bibliotheken ist über eine einzige Oberfläche möglich. Das erleichtert die Recherche deutlich und macht die Inhalte für mehr Menschen zugänglich. Seit Anfang 2024 sind Artikel – darunter Texte über den Arbeitsalltag im Archiv oder über spannende Trouvaillen aus der Museumssammlung – mit den entsprechenden Datenbankinhalten vernetzt und machen diese so auf narrativem Weg erlebbar. Und nicht zuletzt ist das Onlineportal offen für Beiträge und Perspektiven aus der breiten Öffentlichkeit, wodurch Archiv und Museum Deutungshoheit reflektieren und abgeben. Aus der Datenbank wird so eine Inhaltsplattform, in der Wissen und Perspektiven nicht nur zugänglich, sondern auch verarbeitet und laufend erweitert werden. Damit haben wir eine neue Umgebung geschaffen, um in die Inhalte von Archiv und Sammlung einzutauchen. Doch am Ziel sind wir noch nicht angelangt – das Onlineportal wird wachsen und sich laufend weiterentwickeln.

 

 

Autor

Nicolas Kessler, PTT-Archiv (Wissenschaftlicher Mitarbeiter Digitales Archiv) und Museum für Kommunikation (Sammlungskurator Post- und Verkehrsgeschichte und Philatelie), Bern

Dieser Blogpost ist auch auf unserem Onlineportal für Museumssammlung und PTT-Archiv erschienen.

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