K-Minis - Kinder hinterfragen das Museum
Das Museum beschäftigt aktuell sieben Kinder. Beschäftigt sie mit Workshops, Fragen zur Museumsarbeit und zur Repräsentation. Sie kommen in ihrer freien Zeit, um in ihrem Team der «K-Minis» ein Museum zu visionieren, in das man als Kind kommen würde – ohne Schulklasse und ohne Eltern.
Es ist ein Samstagmorgen im November, kurz nach 11 Uhr. Die KomMINIkator:innen, kurz K-Minis, sind zum elften Treffen ins Museum gekommen um weiter an der eigenen kleinen Corporate Identity zu schleifen. Knapp einen Monat zuvor haben sie an einem kreativen Workshop mit zwei Mitarbeitenden des Museums teilgenommen. Sie fertigten Stempel mit Linolschnitt-Technik an und druckten ein gemeinsames Plakat – das Plakat der «K-Minis» – ihr Plakat. Die Stempel zeigen Motive, die mit dem Museum für Kommunikation zu tun haben: Sprechblasen, Smartphones, drei Punkte als gedankliche Zeichen, ein Ausrufezeichen, Smileys. Heute wollen sie überlegen, wo das Plakat aufgehängt werden kann: Im Foyer, in den Büroräumen, in der Ausstellung? Welche Informationen müssen das Plakat ergänzen, damit Besuchenden verstehen, wer die K-Minis sind und was die Stempel bedeuten? Nach einem kurzen Briefing vertiefen sich alle in erste Textentwürfe. Schliesslich kommt am Ende noch die Leitung Marketing & Kommunikation vorbei, für Rückfragen und Tipps.
Das Pilotprojekt «K-Minis»
Die KomMINIkator:innen oder K-Minis, abgeleitet von der Berufsbezeichnung Kommunikator:in, stehen im Zentrum eines Pilotprojekts zur Förderung der sozialen Integration durch kulturelle Teilhabe. Die Kinder, zwischen neun und 13 Jahren, haben unterschiedliche sozio-ökonomische und kulturelle Hintergründe, sind teilweise neu in der Schweiz, sprechen zuhause mehr als zwei Sprachen. Wie fühlen sie sich vom Museum angesprochen? Fühlen sie sich repräsentiert?
Als K-Minis geben sie Antworten auf diese und andere Fragen. Sie teilen ihre Ideen für ein ruhigeres Foyer mit dem Leiter Betrieb und Personal oder entwickeln spielerisch Konzepte für einen geheimen Weg ins Museum – wer will schon immer den Haupteingang nehmen – und organisieren dazu gleich noch eine kleine Vernissage. Schliesslich machen die Erwachsenen das auch ständig. Stefanie Würz, Leiterin des heutigen Samstagstreffens und selbst Kommunikatorin am Museum, fragt in die Runde: «Überlegt mal, was eure Mitarbeit von der unseren unterscheidet?» «Ihr werdet bezahlt, während wir hier arbeiten ohne Geld zu kriegen.» ist eine scherzhafte Antwort aus der Gruppe, die einen wahren Kern behält.
Denn die Intention, Kindern kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, indem man ihnen auf Augenhöhe begegnet und ihnen die gleiche Wirkungsreichweite wie Erwachsenen zugesteht, stösst an machtdefinierte Grenzen. Dafür wächst die Intention, keine Erwartungen an einen konkreten Ausgang des Projekts zu stellen, über alle hinaus. Die regelmässigen Treffen in einem kleinen Kreis und ohne Leistungsdruck der Schule scheinen willkommene Abwechslung im Alltag der Kinder. Nach einer Phase des Kennenlernens und Abtastens seit dem Sommer bilden sich Freundschaften und Vertrauen zum Projektteam. Fragen wie «Wo kann ich das bei Radio Rabe produzierte Hörspiel jetzt eigentlich anhören?» oder «Was sind wir eigentlich nach dem Projekt für das Museum?» beschäftigen nun auch die Erwachsenen.
Und plötzlich sind wir auf Augenhöhe
Wir merken: Die Kinder haben konkrete Erwartungen, denn was soll das auch sein, eine Verbindlichkeit auf Zeit? Und es ist klar: Die ersten K-Minis des Museums für Kommunikation haben längst ihren festen Platz im Haus. Noah und Sebastian verwickeln Besuchende in der Ausstellung selbstbewusst in Gespräche, Emilia weiss genau um die Facetten aus Helfen, Gestalten und Spass haben des Projekts, Emmanoella hat erhellende Ratschläge für die Redengestaltung bei Vernissagen, Basim klare Visionen für das Marketing, Donya ist die verlässliche Teamplayerin der Gruppe und Milana möchte demnächst gerne am Museum hospitieren.
Bleibt, dass wir Erwachsenen jedes Mal fasziniert von den oft so naheliegenden guten Ideen sind, auf die wir längst nicht mehr selbst kommen. Wir bewundern die klare Sichtweise auf Museumsmassnahmen, die verständlich sein sollen, aber es längst nicht mehr sind. Ja, wir erkennen durch den Spiegel der Kinder, dass manchmal kein Mensch mehr versteht, was sich über Jahre im Betrieb etabliert hat. Immer zu viel Text zu schreiben, zum Beispiel, denn: Wer soll das schon lesen wollen? In diesem Sinne: Danke und bis bald!
Autorin
Elsa Horstkötter, mit der Kulturberatung cokultur projektbegleitend