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Nachhaltigkeit – zwischen Wort und Tat

Nachhaltigkeit wird immer öfter in der Kultur zum Thema. Das ist erfreulich. Nutzen wir unsere Kraft, um die Veränderung voranzubringen. Thematisch sind wir dran, beim Handeln gibt es noch Luft nach oben. Ein Aufruf, genau hinzuschauen.

Insekten sterben auf der Theaterbühne. Das Klima wandelt sich durch die Museen. Das Drama der Ökologie, auf 150 Seiten in einem Buch. Die Kultur setzt sich gerade an vielen Ecken und Enden mit den ökologischen Krisen auseinander. Zum Glück, muss man sagen – denn es bleibt eine der grössten Herausforderungen der Gegenwart. Die Kultur hat die Kraft, diesen gesellschaftlichen Prozess zu begleiten und beim Aushandeln eine wichtige Rolle zu übernehmen. Die kraftvolle Ästhetik und die bleibenden Erlebnisse von Kulturveranstaltungen tragen dazu bei, dass der Diskurs voranschreitet. Danke, liebe Kultur, dass du diese Kraft zum Positiven einsetzt. Aufgabe erfüllt, möchte man sagen.

Möchte man.

Doch hin und wieder beschleicht mich ein leiser Zweifel. Reicht das? Wir riskieren eine grössere Portion Selbstgefälligkeit, wenn wir Nachhaltigkeit vor allem als Thema aufnehmen. Sollten wir, statt nur darüber zu sprechen, auch mehr handeln? Wir sprechen nicht sonderlich gerne darüber, aber wir Kulturinstitutionen sind auch grosse Energieverbraucher. Wir betreiben eine umfangreiche Infrastruktur, die geheizt, ausgeleuchtet, belüftet und gekühlt werden muss. Und das teilweise mit komplexen Anforderungen wie beispielsweise an Sammlungsdepots für Objekte. Oder im grossen Stil wie bei Theatersälen, Konzerthallen und Ausstellungsräumen. Hier sehe ich noch viel Luft nach oben. Das ist keine Vermutung. Nein, ich bin mir sicher. Weil wir nämlich bei uns genau hingeschaut haben.

Eine Grafik zum Stromverbrauch des Museums - jeder Tag des Jahres ist als Linie eingetragen. Sie zeigt deutliche Anstiege an verschiedenen Punkten. - vergrösserte Ansicht
Auf den ersten Blick eine chaotische Grafik, die den Verbrauch unseres Museums vor verschiedenen Massnahmen zeigt. Jeder Tag des Jahres ist mit einer Linie repräsentiert. Bei genauem Hinsehen erkennt man interessante Muster: Um 2 Uhr heizt der Boiler das Warmwasser auf, um 6 Uhr setzt die Lüftung ein (bis 22 Uhr) und von ca. 9.30 bis 17.30 Uhr läuft die Ausstellung. Alles jeweils an einem deutlichen Anstieg im Stromverbrauch gut erkennbar. Daraus ergeben sich direkte Ansatzpunkte für ökologische Verbesserungen.

Und beim Hinschauen stellen wir fest: Es gibt viel zu tun! Wir identifizieren eine Vielzahl von ökologischen Handlungsfeldern und packen sie nach und nach an. Leuchtkörper ersetzen, Warmwasser abstellen, Lüftungslaufzeit einschränken, weniger heizen im Winter, weniger kühlen im Sommer, Liftfahrten reduzieren sowie Ausstellungen nachhaltiger bauen und erst mit den ersten Besuchenden aufstarten. Das Ergebnis hat mich persönlich beeindruckt: In zehn Jahren ist unser Stromverbrauch von 700'000 auf 450'000 kWh gesunken, obschon in der gleichen Zeit die Anzahl Besuchenden deutlich gestiegen ist. Die Einsparung entspricht dem Jahresverbrauch eines kleinen Quartiers mit 50 Einfamilienhäusern!

Wir haben das nicht geschafft, weil wir besonders gut sind. Oder weil wir uns besonders rigide eingeschränkt haben. Wir haben es geschafft, weil wir die Situation genau analysiert haben. Und weil wir – gemeinsam als Museumsteam – bereit waren, bestehende Muster in Frage zu stellen und zu handeln. Und noch immer gibt es Potential, das wir angehen wollen. Ich bin sicher, wir können noch mehr einsparen.

Genau das wünsche ich mir von anderen Kulturinstitutionen auch – dass sie den Mut haben, genau hinzusehen und sich den unbequemen Fragen zu stellen. So beginnt Veränderung. Lasst uns nicht nur beim Thema, sondern auch bei der Umsetzung vorangehen. Denn gemeinsam können wir einen beachtlichen Beitrag leisten. Yes, we can!

Autor

Nico Gurtner, Leiter Marketing & Kommunikation, Museum für Kommunikation, Bern

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