Unsere Highlights aus Gezeichnet 2023
Gezeichnet 2023 zeigt die besten Pressezeichnungen des zu Ende gehenden Jahres. Ein humorvoller Jahresrückblick mit den wichtigen Ereignissen und Debatten 2023. Welches sind die Besten unter den über 200 Werken? Wir stellen fünf Mitarbeitende unseres Museums vor die Qual der Wahl.
Die Ausstellung Gezeichnet würdigt jedes Jahr die kreative und anspruchsvolle Arbeit der Pressezeichner:innen. Sie verdichten Geschichten auf ein Bild und machen sie mit viel Humor verdaubar – ein wichtiger Beitrag, damit wir alle informiert bleiben und uns an bestimmte Themen überhaupt erst heranwagen. Die Ernte des Jahres 2023 ist noch bis am 25. Februar 2024 bei uns zu sehen: über 200 Zeichnungen von 55 Pressezeichner:innen in einem Raum versammelt.
Mit dieser Fülle bietet die Ausstellung die Gelegenheit, die vielfältigen Themen der letzten zwölf Monate nochmals Revue passieren zu lassen und das Jahr abzuschliessen. Nicht selten tauchen da Themen auf, die bereits wieder etwas in Vergessenheit geraten sind. Andere bleiben leider ungebrochen aktuell.
Fünf Mitarbeitende des Museums stellen hier ihre persönliche Lieblingszeichnung vor.
Im Büro von Theo Kämpfer tauchen die Mitarbeitenden des Museums auf, wenn es mit einem Computerprogramm klemmt oder sie fälschlicherweise wieder mal eine Datei ins digitale Nirvana verschoben haben. Als IT-Verantwortlicher hält er unsere Computer- und Serverlandschaft in Schuss.
Seine Lieblingszeichnung in Gezeichnet 2023 ist der «Winterblues» von Eve Stockhammer (www.eveandart.com). «Die Zeichnung gefällt mir am besten, weil sie anders ist als alle anderen», erklärt er. «Sie hat etwas poetisches, bluesiges und doch «swingt» Hoffnung mit. Das ist so eine «Rose im Schnee» von der Büne Huber mit Patent Ochsner singt.» Man liest es zwischen den Zeilen – Theo ist nicht nur auf dem Keyboard der Computer zu Hause, er hat als ehemaliger Jazz-Musiker auch ein grosses Flair für Musik.
Bei Jacqueline Strauss laufen letztlich alle Fäden zusammen. Sie ist die Direktorin des Museums und es ist sicher auch ihrem Sinn für Humor zu verdanken, dass Gezeichnet regelmässig zum Jahreswechsel im Museum für Kommunikation zu Gast ist. In diesem Jahr sass sie zudem in der Jury des Swiss Cartoon Awards (zusammen mit dem Cartoonisten Christoph Biedermann, Arena-Moderator Sandro Brotz, Medienprofessor Guido Keel und der Satirikerin Rebekka Lindauer) und hat sich die Zeichnungen sozusagen aus professioneller Sicht angeschaut. Ihr Lieblingswerk aus dem letzten Jahr ist denn auch einer der Gewinner-Cartoons des Awards: «Die Spitze des Eisbergs» von Caro Rutz (www.carotoons.ch).
«Bitterböse und wahrlich pointiert bringt Caro Rutz ein brisantes und relevantes Thema an die Oberfläche», erklärt die Direktorin ihre Wahl. Die frankophone Cartoonistin gewann damit den zweiten Preis am Swiss Cartoon Award. Und klar wird auch: Vor heissen Eisen und mutigen Ausstellungen schreckt Jacqueline Strauss nicht zurück!
Jerome Burger ist vielseitig unterwegs – aktuell wirkt er im Marketing-Team als Zivi mit. Der Musiker aus der Generation Z bringt neue Perspektiven ins Team und packt überall dort an, wo gerade Hilfe nötig ist. Er ist immer offen für Neues und macht sich sofort auf die Suche nach seiner Lieblingszeichnung.
«Die Karikatur von Sandro Fiscalini (atelier-strichpunkt.ch) hat mich angesprochen, da ich vor ein paar Monaten merkte wie sehr ich und mein Umfeld Jugendwörter und Slang benutzen», erklärt er seine Wahl. 2023 sei eines der ersten Jahre gewesen, indem er fast alle Nominierten Jugendwörter täglich benutzte. «Ich habe nie darüber nachgedacht, wie das wohl für ältere Generationen sein muss, wenn wir so sprechen wie wir sprechen», ergänzt Jerome. «Schon komisch. Ob es mir irgendwann gleich ergehen wird wie meiner Grossmutter, wenn ich ihr erzähle, wie Goofy sich einer meiner Freunde im Ausgang benahm?»
Während die meisten Museumsmitarbeitenden hinter den Kulissen wirken, begegnet man Sarah Fuhrer möglicherweise bei einem Museumsbesuch. Als Kommunikatorin ist sie Gastgeberin in den Ausstellungen. Sie führt Gespräche, beantwortet Fragen und schaltet auch mal etwas Spezielles frei, das nicht für alle zugänglich ist.
An einem ruhigen Tag findet sie Zeit, um sich die Zeichnungen endlich mal gründlich anzusehen. Sie entscheidet sich schliesslich für ein Werk von Tom Künzli (tomz.ch), weil sie die Zeichnung einfach witzig findet. Als Vollblut-Museumsmitarbeiterin ist ihr natürlich sofort der Bezug zur Wechselausstellung SUPER aufgefallen, in der Kryonik ein Thema war. «Es wäre doch toll, wenn man diese Methode im Tiefkühler anwenden und sich einfach einfrieren lassen könnte, bis alles besser wird…», sinniert sie. «Zudem wird Vorsorge für mich auch persönlich langsam zu einem Thema.» Allerdings mit weniger einschneidenden Massnahmen, bleibt zu hoffen.
Mit Bildern kennt sich Nicolas Kessler aus. Allerdings sind sie selten grösser als ein paar Zentimeter. Er arbeitet im PTT-Archiv in Köniz und im Museum. Sammlungskurator für Postgeschichte und Philatelie steht auf seiner Visitenkarte. Damit herrscht er auch über das kolossale Briefmarkenuniversum des Museums – rund drei Millionen Stück.
Seine Lieblingszeichnung stammt von Ruedi Widmer (ruediwidmer.ch). «Mir gefällt dieses Werk, weil es die Absurdität gewisser politischer Kommunikation offenbart», erläutert er seine Wahl. «An gewissen Problemen wird derart vorbeidiskutiert, dass es zur ironischen Überspitzung von Ruedi Widmers Schlagzeile gar nicht mehr so weit scheint. Beinahe hat man das Gefühl, dass man diesen Vorwurf tatsächlich schonmal von einschlägiger Seite gehört hat…»
Da gibt es nichts hinzuzufügen. Ausser vielleicht: Nutzen Sie die Gelegenheit, die vollständige Auswahl an Pressezeichnungen aus dem Jahr 2023 noch bis am 25. Februar 2024 in Gezeichnet 2023 anzuschauen und Ihr eigenes Lieblingswerk auszuwählen.
Autor
Nico Gurtner, Leiter Marketing & Kommunikation, Museum für Kommunikation, Bern