Landesstreik 1918
Der Landesstreik oder Generalstreik fand zwischen dem 12. und 14. November 1918 in der Schweiz statt. Betroffen sind auch die eidgenössische Post sowie die Telegrafen- und Telefonverwaltung.
Die Bestände im PTT-Archiv zum Landesstreik umfassen rund 0,5 Laufmeter. In den Dokumenten wird unter anderem die besondere Bedeutung von Telegrafie und Telefon in dieser Krisensituation ersichtlich. Aber auch die Folgen des Streiks für Betrieb und das streikende Personal, das mit drastischen Strafmassnahmen zu rechnen hatte, lassen sich erforschen. Je nach Fragestellung empfiehlt es sich, auch weitere Quellen aus dem Jahre 1918, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Landesstreik stehen, zu konsultieren.
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Landesstreik und die Telefonie sowie Telegrafie
Sowohl für die Streikführer als auch für die Aufsichtsbehörden waren Telegramm und Telefon von strategischer Bedeutung. So nutzten die Mitglieder des Oltener Aktionskomitees beide Kommunikationsmittel zur Planung des Streiks. Unter anderem hat sich ein Abhörprotokoll des Telefonats zwischen Grimm und Nobs vom 09.11.1918 erhalten (PTT-Archiv, T-00_A_3243, Bild Vorderseite). Auch dem Telegrammverkehr kam während des Streiks eine besondere Bedeutung zu, liefen doch die wichtigsten Mitteilungen zwischen Streikenden bzw. Behörden über diesen Kanal.
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, T-00 A_3243; PAA 00539_04.
Einschränkungen im Kommunikationsverkehr
Die Personalausfälle sorgten für eine Einschränkung des Telegramm- und Telefondienstes während der drei Streiktage (Tele-167 0170). Der Betrieb wurde jedoch aufrechterhalten. Auf Seiten der Behörden sorgte eine Expertenkommission dafür, dass „verdächtige Telegramme“ vor ihrer Zustellung kontrolliert wurden (Tele-167 0170).
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, Tele-167 0170; T-00 A_3243; P-07 A 0035:03; P-07 A 0035:04.
Wer streikt?
In Quellen der Kreispostdirektion Basel wird berichtet (PAA 0540_01; PAA 0540_02), dass sich die Angestellten in vielen Gemeinden dem Streikaufruf widersetzten. Besonders interessant sind handgeschriebene Briefe von Postangestellten an ihre Vorgesetzten, in denen sie ihre Teilnahme am Streik verteidigten (Briefträger schreibt, warum er nicht zur Arbeit erschien, PAA 0540_05, Bild). Zum Ausdruck kommt darin auch der soziale Druck, dem arbeitswillige Streikbrecher ausgesetzt waren. Am 15. November wurde überall wieder die Arbeit aufgenommen (PAA 0540_04).
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, PAA 0540:01; PAA 0540:02; PAA 0540:04; PAA 0540:05.
Die Kreispostdirektionen in der Deutschschweiz
In den Deutschschweizer Kreispostdirektionen Basel, Luzern und Chur wurde der Streikaufruf von einem Teil der Belegschaft befolgt. Die Tatsache, dass die Postangestellten nicht geschlossen die Arbeit niederlegten, wird beispielsweise in Quellen aus der Kreispostdirektion Chur thematisiert (Flugblatt aus Chur, P-10 A0034_22, Bild). Der Misserfolg des Landesstreiks wird hier insbesondere auf die mangelnde Kooperation von bestimmten Landesteilen (Romandie und Tessin) zurückgeführt.
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, P-10 A 0034:22; P-95-3.
Strafmassnahmen gegen Mitarbeitende
Während des Landesstreiks waren die Angestellten der Post sowie der Telegrafen- und Telefonverwaltung dem Militärgesetz unterstellt. Die Strafen für Streikende waren hoch: Wer die „Verordnung gegen die Gefährdung und Störung der innern Sicherheit der Eidgenossenschaft“ (11.11.1918) verletzte, konnte bis zu einem Jahr Gefängnis verurteilt werden. Die Streikenden kamen in der Regel jedoch mit einem Lohnabzug oder einer Kürzung der Ruhetage davon (P-10 A 0034_22, Bild). Die Kreispostdirektionen wurden ausserdem angeordnet, Streiklisten mit den beteiligten Mitarbeitern anzulegen und an die Oberpostdirektion zu übermitteln.
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, P-07 A 0035:03; P-10 A 0034:22.
Grippe 1918
Ende des Ersten Weltkrieges 1918 brach in ganz Europa eine Grippe aus. Die Auswirkungen dieser Pandemie waren im ganzen Kommunikationsverkehr stark spürbar.
Der Bestand zur Grippe 1918 umfasst rund 0.2 Laufmeter im PTT-Archiv. Je nach Fragestellung sind auch weitere Archivbestände aus dem Jahr 1918 interessant.
Auswirkungen der Grippe auf die Telefonie und Telegrafie
Wegen der Grippewelle litten die Telefonzentralen unter Personalknappheit, zum Beispiel in Fribourg oder in Payerne (T-00 A_3249, Bild; Tele 175_0065-0066). Telefonistinnen wurden deshalb angewiesen, Anrufer zu bitten, nur in dringenden Fällen zu telefonieren (T-00 A_3249).
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, T-00 A_3249; Tele-175 0065; Tele-175 0066.
Auswirkungen der Grippe auf die Post
Auch bei der Post sorgte die Grippewelle für Personalengpässe (P-10 A_0034_20, Bild). Sie reagierte darauf mit der Einstellung von zahlreichen Aushilfen. Die gesunden Arbeitskräfte sollten ausserdem Massnahmen ergreifen, um ihrer Ansteckung vorzubeugen bzw. zu vermeiden (P-05 A_PAA 00539:04). Kontakte zwischen kranken Menschen und Postpersonal sollten so gut wie möglich verhindert werden (P-05 A PAA 00723:04). Schmutzige Wäsche (insbesondere von kranken Soldaten), Aborte und Bahnpostwagen wurden als Gefahrenquelle identifiziert und daraufhin desinfiziert.
ARCHIVBESTAND:
Insbesondere folgende Dossiers: PTT-Archiv, P-05 A_PAA 00539:04; P-05 A_PAA 00723:04; P-10 A 0034:20.